| Die kulturelle Kompetenz von Pflegepersonen stellt eine Schlüsselkompetenz dar, die es den Pflegepersonen ermöglicht, eine kulturell kongruente, personenzentrierte Pflege zu leisten, die die kulturellen Werte und Bedürfnisse der Patient*innen respektiert und einbezieht. Um Wissenslücken zu schließen und Möglichkeiten zur Verbesserung der personenzentrierten, kulturkongruenten Pflege zu ermitteln, ist es wichtig, zuverlässige Instrumente zur Messung der kulturellen Kompetenz zu identifizieren. Die Einschätzung der kulturellen Kompetenz ist auch erforderlich, um die Auswirkungen durchgeführter Interventionen (z. B. Fortbildungen) zu bewerten. Die Ziele dieser Dissertation sind die Einschätzung der kulturellen Kompetenz von Pflegepersonen mit einem validen und zuverlässigen Messinstrument und die Effektschätzung von Fortbildungsmaßnahmen. Die Ergebnisse dieser Arbeit dienen zur Empfehlungsableitung für die pflegerische Ausbildung und Praxis.
Um diese Ziele zu erreichen, wurde eine systematische Übersichtsarbeit (Kapitel 3), eine Querschnittsstudie mit Pflegepersonen in österreichischen Akuteinrichtungen (N = 915) (Kapitel 4 und 5), und eine Meta-Analyse (Kapitel 6) durchgeführt. Innerhalb der systematischen Übersichtsarbeit (44 Studien zu 21 Instrumenten) wird ein umfassender Überblick über die international bestehenden Instrumente und ihre psychometrischen Eigenschaften gegeben. Darüber hinaus modifizierten wir das CCA-G, ein valides und reliables Instrument zur Evaluierung von kulturellem Bewusstsein und kulturell kompetentem Verhalten, welche als Grundelemente zur Förderung personenzentrierter, kulturkongruenter Pflege angesehen werden. Anhand des CCA-G zeigten wir, dass österreichische Pflegepersonen eine moderate bis hohe kulturelle Kompetenz aufweisen. Dabei zeigten sie hohes kulturelles Bewusstsein und einen moderaten Grad an kulturell kompetentem Verhalten. Alter, Bildungsniveau, Weiterbildung zur kulturellen Diversität sowie die wahrgenommene kulturelle Kompetenz waren signifikante Einflussfaktoren. Ergebnisse der Metaanalyse zeigten, dass Weiterbildung sowie technologiegestützte Anwendungen und Unterstützung die kulturelle Kompetenz verbessern können; daher sollten diese als Fortbildung für Pflegepersonen in der Praxis angeboten werden. Eine Kombination aus Offline-Fortbildungsmaßnahmen (Workshops in kleinen Gruppen mit interaktiven Arbeitspaketen) und Online- Fortbildungsmaßnahmen (frei zugängliche Kurse wie Massive Open Online Courses (MOOCs)) wird empfohlen. Für die Einschätzung des kulturellen Bewusstseins und des kulturell kompetenten Verhaltens von Pflegepersonen im deutschsprachigen Raum empfehlen wir das CCA-G. Künftige Studien sollen die Anwendbarkeit des CCA-G in anderen Gesundheitsbereichen, wie den Langzeitpflegeeinrichtungen, untersuchen, da die Anzahl der Bewohner*innen mit Migrationshintergrund in österreichischen Langzeitpflegeeinrichtungen steigt. |