| Hintergrund Mangelernährung tritt bei bis zu 40% der hospitalisierten PatientInnen auf und ist mit negativen Folgen für die Betroffenen verbunden, wie zum Beispiel verzögerter Wundheilung, mehr Komplikationen und verminderter Lebensqualität. Darüber hinaus ist Mangelernährung mit einer höheren Mortalität assoziiert, führt zu längeren Krankenhausaufenthalten und damit zu zusätzlichen Kosten für das Gesundheitssystem. Für die adäquate Erkennung und Behandlung mangelernährter PatientInnen mit einem Mangelernährungsrisiko wurden mehrere Leitlinien publiziert. Diese Leitlinien empfehlen ein standardisiertes und strukturiertes Ernährungsmanagement, welches mit der Verwendung eines Mangelernährungs-Screenings beginnen sollte. Um die Ernährungsversorgung in Krankenhäusern zu verbessern, ist es notwendig, sich mit den bestehenden Strukturen auseinanderzusetzen, beispielsweise mit der Ausbildung von Gesundheitspersonal zum Thema Mangelernährung oder mit dem Einsatz von Mangelernährungs-Screenings.
Ziel Das Ziel dieser Dissertation bestand darin, einen Einblick in die Qualität der Ernährungsversorgung in Krankenhäusern im Hinblick auf Mangelernährung zu erhalten. Ein spezieller Fokus wurde dabei auf die Ausbildung von Gesundheitspersonal sowie auf den Einsatz von Mangelernährungs-Screenings in Krankenhäusern gelegt.
Methoden Im ersten Schritt wurde eine Querschnittsstudie durchgeführt, um mit Hilfe eines webbasierten Online-Surveys den Umfang und die Inhalte von Lehreinheiten für Pflegepersonen und MedizinerInnen zum Thema Mangelernährung bei älteren Menschen zu erheben. Um den Zusammenhang zwischen Qualitätsindikatoren in Bezug auf Mangelernährung auf Struktur-, Prozess- und Ergebnisebene zu bewerten, wurde eine multizentrische Querschnittsstudie durchgeführt. Um den Effekt des Einsatzes eines validen und reliablen Mangelernährungs-Screenings auf die Qualität der Ernährungsversorgung zu erheben, wurden eine kontrollierte Pretest-Posttest Studie und eine Mixed-Methods Studie durchgeführt.
Ergebnisse Die erste Studie zeigte, dass etwa 30% der teilnehmenden Ausbildungseinrichtungen von Pflegepersonen und etwa 50% der Ausbildungseinrichtungen für MedizinerInnen in Europa das Thema Mangelernährung nicht in den Lehrplänen verankert hatten. Die Ergebnisse der zweiten Studie zeigten, dass in 45% der teilnehmenden Krankenhäuser eine Leitlinie zum Thema Mangelernährung vorhanden war. Dennoch wurde nur bei einem Fünftel der hospitalisierten PatientInnen ein Mangelernährungs-Screening durchgeführt. Es konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Leitlinien und der Verwendung eines Mangelernährungs-Screenings gezeigt werden. Stationen mit einem validierten Screening-Tool wiesen eine niedrigere Prävalenz von Mangelernährung auf und führten mehr Ernährungs-Interventionen durch. Studie drei zeigte, dass der Einsatz eines validen und reliablen Mangelernährungs-Screenings das Wissen, die Einstellungen und die wahrgenommene Praxis von Pflegepersonen und MedizinerInnen positiv beeinflusste. Diese Ergebnisse werden durch die Ergebnisse der vierten Studie bestätigt. Die Verwendung eines Screening-Tools führte zu einer signifikanten Verbesserung von Prozessindikatoren nach einem Monat. Die durchgeführten Interviews ergaben, dass die beteiligten Professionen den Screening-Prozess positiv wahrnahmen.
Conclusio Die Ergebnisse der im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Studien zeigen, dass es Verbesserungspotential in der Ausbildung von Pflegenden und MedizinerInnen in Bezug auf Mangelernährung gibt. Verbesserungspotential wurde auch in Bezug auf das Ernährungsmanagement in der klinischen Praxis in Krankenhäusern identifiziert. Es konnte jedoch auch gezeigt werden, dass eine Investition in eine adäquate Ernährungstherapie Vorteile für PatientInnen, Gesundheitspersonal und Krankenhäuser bringt. |