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Bibliografische Informationen
 Prognostische Relevanz und Komplikationsrate von Biopsien der Lippenspeicheldrüsen beim Sjögren Syndrom  
 Einleitung: Das Sjögren Syndrom ist eine systemische Autoimmunerkrankung, bei der es in erster Linie zur Manifestation an den exokrinen Drüsen kommt. Xerophthalmie und Xerostomie stellen die Hauptsymptome dar, jedoch sind auch extraglanduläre Manifestationen wie Fatigue, Arthralgien oder neurologische Manifestationen nicht ungewöhnlich. Die Diagnose des Sjögren Syndroms erfordert gemäß den aktuellen ACR/EULAR Leitlinien von 2016 entweder den Nachweis von Ro-Antikörpern, oder eine Lippenspeicheldrüsenbiopsie mit einem Fokus-Score ≥ 1. Der Fokus-Score stellt dabei einen Surrogatorparameter für das Ausmaß der lymphozytären Entzündung in den Speicheldrüsen dar. Ein Fokus ist definiert als Ansammlung von ≥ 50 Lymphozyten, der Fokus-Score gibt die Anzahl der Foci pro 4 mm² Drüsengewebe an. Während Focus-Score Werte ≥ 1 die Diagnose des Sjögren Syndroms (bei vorliegender Klinik) bestätigen, ist weniger über die Bedeutung von Fokus-Score-Werten zwischen 0 und 1 bekannt, also Fälle, bei denen zwar eine für das Sjögren Syndrom typische Infiltration vorliegt, aber nicht in ausreichendem Ausmaß. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit der Bedeutung subdiagnostischer Fokus-Score-Werte für Verlauf und Prognose von Patient*innen. Außerdem wird untersucht, wie hoch die Komplikationsrate bei Lippenspeicheldrüsenbiopsien ist.

Methoden: Alle Patient*innen, bei denen zwischen Jänner 2014 und April 2024 eine Lippenspeicheldrüsenbiopsie am LKH-Univ. Klinikum Graz erfolgte, wurden eingeschlossen. Für die Biopsie wurde eine minimalinvasive Technik mit vertikaler Schnittführung durchgeführt. Die benötigten Daten wurden aus dem Krankenhausinformationssystem Open-Medocs extrahiert. Für die Analyse der Daten wurde deskriptive, als auch explorative Statistik herangezogen.

Resultate: Bei 24,6% (n= 51) aller Biopsien kam es zu zumindest einem Ereignis, wobei erwartbare Nachwirkungen (lokale Beschwerden in den Tagen nach der Biopsie) mit Abstand (58,8%; n=30) am häufigsten auftraten. Blutungen traten mit 13,73% (n=7) am zweithäufigsten, vasovagale Reaktionen während der Biopsie mit 9,8% (n=5) am dritthäufigsten auf. Darüber hinaus kam es zu lokalen Schwellungen (3,92%; n=2) und in jeweils 1,96% (n=1) zu Hämatomen, Perforation der Unterlippe und anhaltender Hypästhesie. Die übrigen 7,84% der Komplikationen (n=4) galten als nicht klassifizierbar. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten lokaler Beschwerden und subjektiver Xerophthalmie wurde festgestellt. Hinsichtlich des Fokus-Scores konnte dargestellt werden, dass Patient*innen mit subdiagnostischen Fokus-Score-Werten eine eigenständige Gruppe darstellen, welche sich in ihrer Zeit bis zur Diagnose, als auch der Diagnosewahrscheinlichkeit sowohl von der Gruppe mit diagnostischen, als auch von jener mit negativen Biopsieergebnissen unterscheidet. Dieser Unterschied galt nicht bei einer Stratifizierung der subdiagnostischen Fokus-Score-Werte in Gruppen <0,5 bzw. > 0,5.

Diskussion: Die Lippenspeicheldrüsenbiopsie am LKH Univ. Klinikum Graz kann als effizienter Eingriff mit niedrigem Risiko gewertet werden. Die Trefferquote (Biopsat ausreichend gut beurteilbar) ist mit 98,4% hoch und das Risiko für schwere (0,5%) und moderate (1,5%) Nebenwirkungen sehr gering. Insbesondere hinsichtlich neurologischer Komplikationen ist eine große Sicherheit gewährleistet, da die Häufigkeit mit 0,5% deutlich unter dem Wert der meisten Studien und Metaanalysen liegt. Auf die häufig auftretenden lokalen Missempfindungen (14,5%) sollten Patient*innen ebenfalls hingewiesen werden. Xerophthalmie könnte einen Risikofaktor für das Auftreten entsprechender Beschwerden darstellen. Der Fokus-Score erweist sich als teils problematischer Parameter, da sich zeigen lässt, dass subdiagnostische Werte signifikant häufiger mit dem Vorliegen einer Sjögren Diagnose verknüpft sind, als negative Werte, Patient*innen aber vom Fokus Score her als negativ einzustufen wären. Patient*innen mit subdiagnostischen Fokus-Score-Werten stellen eine eigene Subpopulation mit individueller Prognose dar und sollten in weiterführenden Studien untersucht werden.

 
 Sjögren Syndrom; Fokus-Score; Lippenspeicheldrüsenbiopsien; Komplikationsrate  
 
 2025  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Ehart, Georg Alexander
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Stradner, Martin Helmut; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ.
  Pietsch, Daniel Ruben; Dr.med.univ.