| Hintergrund: Der Nachweis von Myositis-spezifischen Antikörpern spielt eine wichtige Rolle in der Diagnose von idiopathischen inflammatorischen Myopathien (IIM)(1). Im Rahmen dieser Studie wurde ein besonderes Augenmerk auf die klinische Relevanz von Myositis-spezifischen Antikörpern (MSA) und Myositis-assoziierten Antikörpern (MAA) in der Diagnostik von Myositiden gelegt. Aus diesem Grund wurden unter anderem als eines der primären Ziele positive Vorhersagewerte (PPV) für alle untersuchten Antikörper berechnet.
Methoden: Die Studie gestaltete sich als eine retrospektive Analyse aller Krankenakten von Patienten und Patientinnen mit einem positiven Testergebnis für MSA und/oder MAA im Zeitraum von Oktober 2014 bis Oktober 2017. Die Krankenakten wurden auf prädefinierte klinische Merkmale und Laborparameter untersucht. Weiters wurden alle notwendigen Parameter für die Anwendung der EULAR/ACR Klassifikationskriterien für idiopathische inflammatorische Myopathien erhoben, um deren Anwendbarkeit im klinischen Alltag zu überprüfen. Außerdem wurden die Daten auf das Vorliegen signifikanter Korrelationen überprüft. Abschließend wurden positiv prädikative Werte für das Vorliegen eines Myositis-Subtyps, einer anderen Autoimmunerkrankung als Myositis, einer malignen Erkrankung und für das Vorhandensein einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) bei positivem Antikörpernachweis berechnet.
Resultate: Die positiven Vorhersagewerte für das Vorhandensein von Myositis bei positivem Antikörpertiter sind in unserer Patientenkohorte relativ gering mit Ausnahme des positiven Vorhersagewertes von anti-Jo1 (42%) und anti-Mi-2α (73%). Die berechneten positiven Vorhersagewerte für das Vorliegen einer malignen Erkrankung sind relativ klein in der untersuchten Patientengruppe. Die höchsten positiven prädikativen Werte für das Vorliegen einer anderen Autoimmunerkrankung als Myositis wurden für anti-TIF1γ (47%), anti-PMScl-100 (52%), anti-PMScl-75 (40%), anti-PL-7 (46%) und anti-Mi-2β (43%) bestimmt. Die Prävalenz für ILD in der untersuchten Patientengruppe liegt bei 21% und ist somit circa die Hälfte der Prävalenz, die in der Literatur angegeben wird(2). Relativ am häufigsten wurde ILD bei Patienten und Patientinnen nachgewiesen, die positiv für anti-PL-7 (25%), anti-Jo1 (21%), anti-PL-12 (15%) oder anti-SRP (12%) sind. Eine signifikante Korrelation zwischen positiven Antikörpertitern von anti-MDA5 und anti-SAE im Normbereich wurde detektiert. Das Ergebnis der EULAR/ACR Klassifikationskriterien stimmte in 88% der Patienten und Patientinnen mit den klinisch diagnostizierten Myositiden überein.
Schlussfolgerung: Da eines der primären Ziele die Beurteilung der klinischen Relevanz von Myositis-spezifischen und Myositis-assoziierten Antikörpern anhand der Berechnung der positiven Vorhersagewerte für das Vorliegen einer Myositis war, kann diese Arbeit als Basis für die Interpretation von positiven Autoantikörpertiter verwendet werden. |