| Hintergrund. Das menschliche Mikrobiom ist wahrscheinlich von dem Zustand kritischer Krankheit und den damit zusammenhängenden klinischen Interventionen betroffen. Wie und wann es zu Veränderungen der Mikrobiota-Zusammensetzung bei PatientInnen auf der Intensivstation (ICU) kommt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Methodik. Diese Pilotenstudie untersuchte die Kurz- und Langzeitveränderungen des Mikrobioms des Pharynx, Fäzes, der Magensaft- sowie tracheobronchialen Sekretion von 6 ICU- PatientInnen. Der Einfluss von klinischen Faktoren (Medikation, Infektionen, mechanische Ventilation) auf diese Veränderungen wurde für jeden Fall untersucht. Die Mikrobiota-Proben wurden mittels 16S rRNA Sequenzierung phylogenetisch charakterisiert. Alle Proben wurden in 3 Gruppen (früh, mittel, spät) aufgeteilt, abhängig vom Tag der Probenentnahme nach Aufnahme auf die ICU. Ergebnisse und Diskussion. Insgesamt zeigte sich im Mikrobiom des Respirations- sowie Gastrointestinaltraktes eine Abnahme der Artendiversität im Verlauf der Hospitalisierung (erkennbar an abnehmenden Chao1 Indizes). Niedrig-diverse Populationen (ein Genus umfasste über 75%) wurden in allen PatientInnen gefunden, speziell in Proben aus dem Pharynx, der Tracheobronchial- und Magensaftsekretion, mehrheitlich nach längerem ICU- Aufenthalt. Die mikrobielle Zusammensetzung innerhalb der PatientInnenkohorte zeigte starke Variationen, jedoch wurden die Pathogene Staphylokokkus und Enterokokkus in den Proben einiger PatientInnen gefunden. In PatientInnen, welche an einer Infektion litten, wurde der betroffene Erreger in mindestens einer Probe vor (3 von 5 PatientInnen) oder nach (alle PatientInnen) der klinischen Diagnose der Infektion gefunden. In der Mehrheit dieser Fälle wurde der gleiche Pathogen gleichzeitig in Proben mehrere Körperregionen gefunden, was auf eine mögliche Kolonisierung dieser verschiedenen Regionen durch dominante Pathogene hinweist. Von den anderen klinischen Faktoren zeigten intensive Antibiotikatherapien den größten Einfluss auf Mikrobiota-Veränderungen zu haben. Es ist von großem Interesse den klinischen Einfluss des Diversitätsverlustes der Mikrobiota-Populationen sowie das Auftreten nosokomialer Erreger in kritisch kranken PatientInnen weiter zu untersuchen. |