| Einführung: Reizdarmsyndrom (RDS) ist die häufigste funktionelle gastrointestinale Erkrankung. Die Pathophysiologie dieser Erkrankung ist unzureichend erforscht, jedoch wird angenommen, dass Veränderungen des intestinalen Mikrobioms einschließlich einer Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) eine Rolle in der Entstehung von RDS spielen. SIBO kann durch einen Lactulose Atemtest diagnostiziert und mit Rifaximin behandelt werden. Allerdings sind Studien über die Wirksamkeit des nicht-absorbierbaren Antibiotikums kontrovers, da nur ein Teil der RDS PatientInnen mit SIBO und auch SIBO negative PatientInnen davon profitieren. Darüber hinaus wurde eine erhöhte Darmpermeabilität, angezeigt durch erhöhte Zonulinwerte im Serum, bei Diarrhö-dominanten (RDS-D), nicht aber Obstipations-dominanten (RDS-O) RDS PatientInnen gefunden. Wir untersuchten den prädiktiven Wert des Lactulose Atemtests für ein Therapieansprechen auf Rifaximin bei RDS PatientInnen. Des Weiteren haben wir Zonulinwerte im Serum von unseren PatientInnen gemessen um Zusammenhänge mit dem RDS Subtyp, Schweregrad der Symptome und Veränderungen des Lactulose Atemtests zu finden. Material und Methoden: PatientInnen mit RDS-D (n=11) und RDS-O (n=8) wurden eingeschlossen. Der Lactulose Atemtest (25 g Lactulose), bei welchem 3 h lang alle 30 min Wasserstoff- und Methanwerte gemessen wurden, wurde vor und nach 10-tägiger Rifaximineinnahme (1200mg/täglich) durchgeführt. Der Schweregrad der Symptome wurde durch einen validierten Fragebogen erhoben. Zonulinwerte im Serum wurden sowohl vor als auch nach antibiotischer Therapie gemessen. Ergebnisse: Insgesamt haben sich 44% der RDS-PatientInnen symptomatisch durch Rifaximin verbessert. Diese Verbesserung wurde hauptsächlich bei RDS-D PatientInnen beobachtet, welche sich signifikant verbessert haben (p=0.003), wohingegen RDS-O PatientInnen unverändert blieben. RDS-D PatientInnen zeigten tendenziell niedrigere, jedoch nicht signifikante, Wasserstoffwerte im Vergleich zu RDS-O PatientInnen. PatientInnen mit Wasserstoffanstiegen < 20 ppm innerhalb von 90 min verbesserten sich signifikant (p=0.028), allerdings fand sich kein signifikanter Unterschied bei den Wasserstoffanstiegen zwischen PatientInnen mit und ohne Symptom-Verbesserung. RDS-D PatientInnen hatten signifikant höhere (p=0.009) Zonulinwerte im Vergleich zu IBS-O PatientInnen. Es gab keinen Zusammenhang zwischen Zonulinwerten im Serum und Schweregrad der Symptome. PatientInnen mit IBS-C und niedrigen Zonulinwerten zeigten eine signifikant höhere (p=0.037) totale H2 Ausscheidung. Zonulinwerte von PatientInnen, welche sich verbessert haben, haben sich nach Rifaximin signifikant verringert (p=0.046). Schlussfolgerung: Zusammenfassend profitieren RDS-D PatientInnen von einer Therapie mit Rifaximin. Obwohl es den Anschein hat, als würden niedrige Wasserstoffwerte PatientInnen kennzeichnen, welche von einer Therapie mit Rifaximin profitieren, fanden wir keine signifikanten prädiktiven Werte im Lactulose Atemtest. Wir konnten abnormal hohe Zonulinwerte im Serum von RDS-D PatientInnen bestätigen. Eine symptomatische Verbesserung könnte mit einer Verbesserung der intestinalen Permeabilität zusammenhängen, welche durch eine Verringerung von Zonulin im Serum angezeigt wird. Die positive Wirkung von Rifaximin könnte durch seine Wirkung auf die veränderte Zusammensetzung des Mikrobioms von RDS-D PatientInnen bedingt sein, welche aber durch den Lactulose Atemtest nicht nachweisbar ist. |