| Einleitung: Das Juvenile Polyposis Syndrom (JPS) ist ein autosomal dominant vererbtes Tumorprädispositionssyndrom, das die Entstehung von multiplen hamartomatösen Polypen im gesamten Gastrointestinaltrakt hervorruft. Ursächlich sind Keinbahnmutationen dreier Gene – SMAD4, BMPR1A und ENG. Auf dem Boden von juvenilen Polypen können sich intraepitheliale Neoplasien, Adenome und in weiterer Folge Adenocarcinome im Gastrointestinaltrakt entwickeln. Genetische Untersuchungen sowie regelmäßige endoskopische Kontrollen bei bestätigtem Mutationsträgerstatus werden empfohlen. Anhand einer SMAD4 positiven Familie (acht Betroffene) wurde die Hypothese aufgestellt, dass juvenile Polypen nicht nur im Magen, Dünndarm und Colon auftreten, sondern auch die Gallenblase und Gallenwege betreffen können– eine bis dato noch nicht beschriebene Manifestation. Methodik: Im Rahmen dieser prospektiven Fallstudie wurden 8 betroffene Angehörige einer Familie mit SMAD4 Mutation auf Manifestationen der JPS mittels Endoskopie und bildgebenden Verfahren untersucht und anschließend entsprechend behandelt. Ergebnisse: Von den acht betroffenen Patienten waren zwei zum Zeitpunkt der Diagnosestellung symptomatisch, sechs asymptomatisch, unabhängig vom Ausprägungsgrad der Erkrankung. Die Zeitspanne vom Auftreten der Erstsymptome bis zur Diagnosestellung betrug 6 Monate bei der Indexpatientin, beziehungsweise 3 Jahre bei ihrer Familienangehörigen. Jeder der Mutationsträger zeigte juvenile Polypen im Colon, 5/8 Patienten wiesen Magenmanifestationen auf. Bei einer Patientin wurde ein Magenfrühcarcinom diagnostiziert, bei einem Patienten ein villöses Adenom mit hochgradiger intraepithelialer Neoplasie im Colon – beide waren asymptomatisch. Bei 2/8 Patienten wurden Polypen in der Gallenblase nachgewiesen – in einem Fall ergab der histologische Befund das Vorliegen von Cholesterinpolypen – und bei 1/8 wurde ein Gallengangshamartom bioptisch bestätigt. Diskussion: (1) Alle SMAD4-Mutationsträger wiesen Manifestationen des JPS auf – allerdings in äußerst unterschiedlicher Anzahl und Ausprägung. (2) 6/8 Patienten zeigten einen asymptomatischen Verlauf des JPS, wodurch die Diagnose erst im Rahmen des Screenings gestellt wurde. (3) Bei den zwei symptomatischen Patienten wurde die Diagnose erst 6 Monate bzw. 3 Jahre nach Symptombeginn gestellt. (4) Es bleibt strittig, ob das JPS auch in Gallenblase und Gallenwegen vorkommt – eine bisher noch nicht beschriebene Manifestation, die, falls bestätigt, von großer Wichtigkeit für das Screening von SMAD4-Mutationsträgern sein könnte. |