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Bibliografische Informationen
 Der Vergleich und die Limitationen unterschiedlicher Formeln zur QTc-Zeitberechnung im Kindes- und Jugendalter  
 Hintergrund: Das QT-Intervall im Elektrokardiogramm (EKG) spiegelt die Gesamtdauer der ventrikulären Depolarisation und Repolarisation wider und stellt somit einen zentralen Parameter zur Beurteilung der kardialen Erregungsrückbildung dar. Aufgrund der Abhängigkeit des QT-Intervalls von der Herzfrequenz wird zur Beurteilung in der Regel die frequenzkorrigierte QT-Zeit (QTc) verwendet. Bisher besteht Uneinigkeit darüber, welche QTc-Formel am besten performt und daher zur QTc-Zeitbestimmung verwendet werden sollte. Besonders in der Pädiatrie treten aufgrund physiologischer Entwicklungsprozesse tendenziell höhere Herzfrequenzen auf, die die Ergebnisse der QTc-Berechnung beeinflussen können. Ziel dieser Arbeit war es daher, die QTc-Zeiten in einem pädiatrischen Kollektiv anhand verschiedener QTc-Formeln (Bazett, Fridericia, Framingham, Goto, Mayeda, Rautaharju-a, Kawataki, Wernicke) zu berechnen und deren Verhalten hinsichtlich einer Abhängigkeit von Herzfrequenz und Geschlecht zu vergleichen.



Methodik: In dieser retrospektiven, deskriptiven Studie wurden 160 EKG-Datensätze von pädiatrischen Patient*innen im Altern von 0 bis 18 Jahren aus der Klinik für Kinderkardiologie des LKH Graz analysiert. Erfasst wurden Alter, Geschlecht, Körpergröße, Körpergewicht, Körperoberfläche, sowie elektrokardiographische Parameter (Herzfrequenz, R-R-Abstand, P-Dauer, PQ-, QRS- und QT-Zeit). Die QTc-Zeiten wurden mittels acht ausgewählter QTc-Korrekturformeln (Bazett, Fridericia, Framingham, Goto, Mayeda, Rautaharju-a, Kawataki, Wernicke) berechnet. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv mittels IBM SPSS Statistics Version 29.



Ergebnisse: Die berechneten QTc-Zeiten ergaben deutliche Unterschiede in Abhängigkeit von der verwendeten QTc-Formel. Die höchsten QTc-Werte lieferten die Formeln nach Mayeda (434,8 ± 33,6 ms) und Bazett (417,2 ± 28,8 ms), die niedrigsten die Formel nach Kawataki (379,0 ± 33,9 ms). Die Rautaharju-a-Formel ergab die geringste Frequenzabhängigkeit (R2 = 0,016), während die Kawataki-Formel die stärkste negative (R2 = 0,430) und die Mayeda-Formel (R2 = 0,189) die stärkste positive Frequenzabhängigkeit zeigten. Im Vergleich definierter Herzfrequenzbereiche fielen in niedrigen Frequenzbereichen ähnliche QTc-Werte auf, während bei höheren Frequenzen zunehmend Unterschiede zwischen den QTc-Formeln auftraten. Der Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen ab 15 Jahren ergab nur geringe geschlechtsspezifische Unterschiede. Die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigten sich nach Mayeda und Kawataki, während Rautaharju-a und Wernicke weitgehend geschlechtsunabhängige Ergebnisse lieferten.



Schlussfolgerungen: Die vorliegende Studie verdeutlicht, dass die Wahl der QTc-Korrekturformel einen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat, insbesondere hinsichtlich höherer Herzfrequenzbereiche. Keine der untersuchten Formeln konnte eine absolute Unabhängigkeit der QTc-Zeit von der Herzfrequenz erreichen.

Aufgrund der in dieser Studie beobachteten geringsten Frequenzabhängigkeit der Rautaharju-a-Formel erscheint eine weiterführende Untersuchung dieser Formel an einer größeren Studienpopulation sinnvoll. Die Mayeda- und Kawataki-Formel zeigten eine ausgeprägte Frequenzabhängigkeit und erwiesen sich daher als weniger geeignet zur zuverlässigen QTc-Bestimmung, insbesondere bei höheren Herzfrequenzen. Darüber hinaus wäre die Etablierung formelspezifischer QTc-Normwerte sinnvoll.  
 QTc; Bazett; Fridericia; Framingham; Goto; Mayeda; Rautaharju-a; Kawataki; Wernicke  
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Musiol, Chiara
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Koestenberger, Martin; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Kurath-Koller, Stefan; Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.