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Bibliografische Informationen
 E-Mobilität: Verletzungsmuster im Mund-, Kiefer-, und Gesichtsbereich. Eine retrospektive Studie  
 Hintergrund

Die Nutzung von E-Mobilitätsbetriebenen Fahrzeugen wie E-Bikes oder E-Scootern hat in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen. Die steigende Beliebtheit dieser Fahrzeuge im Straßenverkehr hat jedoch zu einer Zunahme von Sicherheitsbedenken geführt. Die Anzahl der Verletzten in Österreich hat sich zwischen den Jahren 2019 und 2023 nahezu verfünffacht. Die vorliegende Diplomarbeit evaluiert, ob der Schweregrad von Verletzungen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich bei Unfällen mit E-Bikes oder E-Scootern höher war als bei Unfällen mit muskelkraftbetriebenen Fahrrädern. Des Weiteren wurden zusätzliche Parameter anhand der PatientInnenanamnese einer statistischen Untersuchung unterzogen.



Methoden

Für die Analyse wurden die Daten von PatientInnen, die zwischen dem 01.01.2018 und dem 15.11.2022 nach Unfällen mit E-Mobilitäts- oder anderen persönlichen Verkehrsmitteln in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie stationär aufgenommen wurden, ausgewertet. Zunächst wurden Informationen zum Unfallhergang gesammelt, wobei radiologische Befunde und Anamnesen herangezogen wurden, wenn die Dekurseinträge lückenhaft waren. Nur PatientInnen mit dokumentiertem Unfallhergang wurden einbezogen.

Anschließend wurden verunfallte Fahrradfahrer telefonisch befragt, ob sie mit einem muskelkraftbetriebenen Fahrrad oder einem E-Bike unterwegs waren. Nach dieser Einteilung folgte eine detaillierte Datenerhebung zu Parametern wie Geschlecht, Alter, Unfallmechanismus, Aufenthaltsdauer, Begleiterkrankungen, Verletzungsschwere und Behandlung. Bildgebende Verfahren wurden zur Beurteilung des Schweregrades herangezogen. Die Daten wurden in Excel-Dateien pseudonymisiert gespeichert und waren nur für Studienbeteiligte zugänglich.



Ergebnisse

Im Rahmen der retrospektiven Analyse wurden die Daten von 1211 stationär versorgten Patientinnen und Patienten auf der Abteilung für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie am LKH Graz hinsichtlich des Unfallhergangs untersucht. Dabei zeigte sich, dass 27 Patientinnen und Patienten nach einem Unfall mit einem durch E-Mobilität betriebenen Fahrzeug und 105 Patientinnen und Patienten nach einem Unfall mit einem Sturz mit einem mit Muskelkraft betriebenen Fahrrad vorstellig wurden. Der Hauptzielparameter für den Schweregrad, der Facial Injury Severity Score (FISS), wies keinen signifikanten Unterschied zwischen E-Mobilitäts- und Fahrradunfällen auf. Die Hypothese, dass Unfälle mit einem E-Mobilitätsfahrzeug schwerwiegender sind, konnte somit widerlegt werden. Des Weiteren wurde in der Studie eine Analyse der PatientInnen nach Geschlecht, Alter und Unfalltyp durchgeführt, wobei sich zeigte, dass männliche Nutzer von E-Mobilitätsfahrzeugen mit einem Anteil von 63 % deutlich überrepräsentiert sind. Zudem wurde festgestellt, dass Frauen häufiger E-Bikes als normale Fahrräder nutzen. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus war für beide Gruppen ähnlich und betrug etwa 5,3 bis 5,7 Tage. Häufige Zahnverletzungen waren Kronenfrakturen, die bei Fahrradunfällen signifikant häufiger vorkamen.



Conclusio

Die Auswertung der Daten zeigt, dass E-Mobilitätsfahrzeuge bei Stürzen nicht zu schwerwiegenderen Verletzungen führen als Fahrräder. Dennoch sind einheitliche Maßnahmen und Verhaltensregeln erforderlich, insbesondere für E-Scooter. In diesem Kontext wird die Empfehlung ausgesprochen, eine bessere Dokumentation sowie präventive Maßnahmen, wie eine Helmpflicht, zu implementieren, um Verletzungen zu reduzieren. Sicherheitshinweise wie beispielsweise in Wien sind zwar hilfreich, jedoch nicht ausreichend. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen sowie die bessere Dokumentation von Unfällen durch Krankenhäuser und Ärzte. In der Zusammenfassung lässt sich festhalten, dass eine einheitliche Erfassung von Verletzungsdaten sowie die Anwendung des Injury Severity Score internationale Vergleiche erleichtern und der Forschung dienlich sein könnten.

 
 E-Mobilität; Fahrradunfälle; Trauma im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich; Verletzungsmuster; Zahntrauma; Gesichtsfrakturen  
 
 2024  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Murg, Elisabeth
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit
 UO 203 Zahnmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Zemann, Wolfgang; Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.med.dent.