Medizinische Universität Graz

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Bibliografische Informationen

Titel

Die Anwendung von augmentierter und virtueller Realität in der klinischen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie: Eine Literaturrecherche

Kurzfassung

Hintergrund: In den letzten zwei Jahrzehnten haben 3D Technologien in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens Einzug gehalten. Auch in vielen Feldern der Medizin werden 3D Darstellungen in der Diagnostik und der Therapie verwendet. Wie in vielen chirurgischen Bereichen besteht jedoch in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ein besonderes Interesse an Technologien, wie AR und VR. Diese ermöglichen es komplexe anatomische Zusammenhänge, dreidimensional und in Echtzeit, präzise auf die Patienten und Patientinnen zu projizieren. AR und VR könnten es ermöglichen komplexe physiologische, wie auch pathologische Zusammenhänge prä- wie auch intraoperativ besser zu verstehen und somit zu einer verbesserten Diagnostik und einem verbesserten Outcome führen. Obwohl bereits viele Arbeiten publiziert wurden, welche die möglichen Vorteile dieser Technologien für die Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie beleuchten, wurde bis jetzt noch keine Zusammenschau der Limitationen bzw. des Evidenzniveaus, der klinischen Anwendung von AR und VR durchgeführt. Daher soll diese Literaturrecherche das klinische Potential dieser Technologien, sowie das Evidenzniveau der existierenden Literatur evaluieren.
Methode: In dieser Studie wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. Es wurden die Datenbanken von PubMed, Mendeley und das Web of Science mit den Schlagwörter „augmented reality maxillofacial“ und „virtual reality maxillofacial“ durchsucht. Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien wurde die verbliebene Literatur herangezogen um das klinische Potential von AR und VR in der klinischen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zu beurteilen.
Ergebnisse: Die Literatursuche ergab 56 Originalarbeiten und 3 Reviews zu den Schlagworten „augmented reality maxillofacial“. Die Schwerpunkte lagen auf den Gebieten “protection of the infra alveolar nerve” (n=2), “orthognathic” (n=7), “reconstruction” (n=6), “tumor resection” (n=8), “dental implants” (n=4) und “system accuracy” (n=11).
95 Originalarbeiten und 5 Reviews wurden zu den Schlagworten „virtual reality maxillofacial“ gefunden. Die Forschungsschwerpunkte lagen hierbei auf “teaching” (n=11), “planning” (n=8) und “VR in preoperative anxiety patients” (n=2).
Nach dem Selektionsprozess wurden 36 Studien (VR) bzw. 26 Studien (AR) für diese Arbeit herangezogen.
Das Evidenzniveau lag zwischen Ib und V bei VR und zwischen IIIa und V bei AR.
Diskussion: VR hat nach derzeitigem Stand großes Potential in Bereichen der klinischen Ausbildung, sowie in der 3D OP-Planung. Die intraoperative Anwendung von VR kann zu einem niedrigeren Stresslevel beim Patienten bzw. der Patientin führen.
AR findet vor allem intraoperativ Anwendung. Die genaue OP-Planung und/oder ein genaues 3D Modell der Patientenanatomie, kann auf das OP Gebiet projiziert werden. Aufgrund der hohen Präzision der Projektionen durch die Verbindung mit harten Geweben, findet AR derzeit besonders bei Operationen an knöchernen Strukturen Anwendung. Trotz der höheren Anzahl an Publikationen zu AR, zeigt die Studienlage zu VR Anwendungen eine höhere Evidenz.
Conclusio: Obwohl AR und VR großes Potential in der klinischen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zeigen, konnten sich diese noch nicht in der klinischen Routine etablieren. Das Evidenzniveau der durchgeführten Studien war niedrig. Besonders Anwendungen der AR, welche sich aktuell meist in der Pilotphase befinden, werden derzeit entwickelt und in ersten Experimenten getestet. Sie sind Gegenstand derzeitiger Forschungen für den klinischen Einsatz. Weitere Studien mit höherer Evidenz, vergleichende Studien und die praktische Anwendung, vor allem der AR sind notwendig um diese Technologien weiter zu entwickeln und in der klinische Routine zu etablieren.

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2020

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