| Verletzungen des Spinalmarks führen zu temporären oder permanenten Funktionsausfällen. Die Symptome umfassen unterschiedliche Ausprägungen motorischer bzw. sensibler Ausfälle bzw. Störungen der autonomen Funktionen distal des Traumalevels. Durch posttraumatische Mediatorkaskaden kann sekundäre Schädigung mit Absterben von Neuronen - in erster Linie infolge von Ödem und Lipidperoxidation - entstehen, die das Outcome drastisch verschlechtern können. In einer Reihe von Tierexperimenten hat Hyperbare Oxygenation (HBO), Atmung von 100% Sauerstoff unter erhöhtem Umgebungsdruck, durch verschiedenste molekulare Mechanismen zur Niederregulierung inflammatorischer Mediatorkaskaden, zu Ödemreduktion und zur Terminierung der Lipidperoxidation und dadurch zur Verhinderung des neuronalen Zelltods beim spinalen Trauma geführt. Darüber hinaus wurden Steigerung der re-Myelinisierung und Verringerung der der glialen Narbenbildung beobachtet. Trotz dieser positiven experimentellen Ergebnisse existieren bis dato kaum klinische Studien zur Hyperbaric Oxygenation beim spinalen Trauma. Die wenigen Publikationen beschreiben HBO innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Unfall. Zur HBO in der subakuten und chronischen Phase des spinalen Trauma gibt es de fakto keine klinischen Beobachtungen. Material und Methoden: PatientInnen mit subakutem oder chronischem spinalem Trauma, die innerhalb der letzten 10 Jahre in der Druckkammeranlage der klinschen Abteilung Thorax- und Hyperbare Chirurgie der Medizinischen Universität Graz unter intention-to-treat Indikation behandelt wurden, wurden in einer retrospektiven Studie evaluiert. Exkludiert wurden Fälle, die innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Unfall eine HBO erhielten. Zusätzlich zum ASIA-score zur Beurteilung von Motorik und Sensibilität wurde ein 10- stufiger VAS-score zur subjektiven Beurteilung der Symptomveränderung (Motorik,Sensibilität, Parästhesien) eingesetzt. Die HBO wurde auf 2,2 ata über 90 Minuten an 5 Tagen pro Woche mit Wochenendpausen appliziert. Die Daten wurden aus elektronisch asservierten Krankenakten extrahiert. Der Wilcoxon matched signed rank Test und Spearman´s rank correlation Test wurden für die statistische Auswertung eingesetzt. Ergebnisse: 12 PatientInnen mit spinalem Trauma (10 Männer, 2 Frauen, Durchschnittsalter: 49,3 Jahre; range: 19 – 69) wurden eingeschlossen. Sowohl Schweregrad als auch Niveau der Verletzung variierten beträchtlich. Die subjektive und objektive Evaluierung ergab während der HBO-Behandlungsserie für jeden einzelnen Patienten/Patientin neurologische Verbesserungen, Verschlechterung wurde in keinem einzigen Fall beobachtet. Der Spearman’s rank correlation Test zeigte eine sehr hohe (92%) negative Korrelation zwischen Dauer der Behandlung und Symptomschweregrad. Für die Kombination der 3 untersuchten Qualitäten war a p=0,000. Für die Einzelfaktoren ergab Spearman’s Test 92% Korrelation für motorische Defizite und Behandlungszeit, 81% für sensible Defizite und 74% für Parästhesie. Der ASIA score ergab einen signifikanten Anstieg bei den sensorischen and motorischen Werten (Wilcoxon matched pairs signed rank test: p = 0.0031). Elf PatientInnen hatten Verbesserungen in beiden Qualitäten, ein Patient verbesserte sich nur sensorisch, während die Motorik unbeeinflusst blieb. Bei keinem der Patienten kam es zur Verschlechterung einer der beiden Qualitäten. Konklusion HBO scheint beim subakuten spinalen Trauma wirksam zu sein. Da jedoch in dieser retrospektiven Analyse keine Kontrollgruppe vorhanden war, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachteten Verbesserungen auch ohne HBO aufgetreten wären. Allerdings ist anzumerken, dass in fast allen Fällen vor Beginn der HBO keine Symptombesserung zu verzeichnen war Es besteht demnach Bedarf an prospektiv randomisierten Studien an großen Kollektiven um die Wirksamkeit der HBO beim spinalen Trauma weiter zu evaluieren. |