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Bibliografische Informationen
 Prävalenz, Diagnose, und Therapie von Urethritis, Cervicitis und genitalen Ulzera.  
 Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten erleben zur Zeit einen massiven Anstieg der globalen Inzidenz, wobei die meisten Patient*innen aufgrund von Symptomen einer Urethritis, Cervicitis oder aufgrund des Auftretens genitaler Ulzera in entsprechenden Spezialambulanzen vorstellig werden.
Das primäre Ziel dieser Dissertationsschrift war die exakte Beschreibung und wissenschaftliche Beurteilung von Prävalenz, Diagnostik und Therapie der durch sexuell übertragbare Erreger ausgelösten Urethritis und Cervicitis von Patient*innen, welche sich in der Ambulanz für sexuell übertragbare Erkrankungen der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität Graz zwischen September 2019 und September 2021 vorstellten, zumal diesbezüglich valide Daten aus Österreich bis dato weitestgehend fehlen.
Sekundäres Ziel waren das Verfassen eines systematischen Review sowie die Durchführung einer Metaanalyse, um einen diagnostischen Algorithmus für ein bislang möglicherweise unterdiagnostiziertes dermatologisches Krankheitsbild eines genitalen Ulcus, namentlich das sog. Ulcus vulvae acutum Lipschütz (UVAL) zu entwickeln und zu definieren.

Bezugnehmend auf das primäre Ziel dieser Dissertation führten wir eine prospektive Studie an insgesamt 178 Patient*innen durch, wobei die Prävalenz, Diagnostik und Therapie von Urethritis und Cervicitis evaluiert wurde.
Zusätzlich wurden demographische Daten, und für die Fragestellung relevante Informationen wie etwaige Koexistenz anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen, sexuelle Orientierung, Anzahl der Sexualpartner, Partnerschaftsstatus, Verwendung von Sexspielzeug, Impfstatus (Meningokokkenimpfung, HPV-Impfung) sowie Behandlungsschemata und die Effektivität der Behandlung einer etwaigen Gonorrhoe erhoben.
Die Prävalenz der STIs in der untersuchten Studienkohorte war am höchsten für Chlamydia trachomatis (CT) mit 17%, zahlenmäßig gefolgt von Infektionen mit Neisseria gonorrhoe (NG) (12%). Infektionen mit Mykoplasma genitalium (MG) und Trichomonas vaginalis wurden in 8% bzw. 1% der Fälle detektiert. 22,5% Fälle von STI-bedingter Urethritis und 20% Fälle von STI-bedingter Cervicitis wurden dokumentiert.
Unsere Daten zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen der asymptomatischen und symptomatischen Patient*innen. Wir konnten jedoch 3 statistisch signifikante Risikofaktoren für den Erwerb einer STI verifizieren:
Alter jünger als 25 Jahre (p: 0,042), nicht-heterosexuelle sexuelle Orientierung (p: 0,027) und Vorliegen von Ausfluss (p: 0,001).
Die STI-Diagnostik erfolgte mittels eines neu eingeführten Multiplex DNA-Microarray von Euroimmun® (Lübeck, Germany) zur PCR-basierten Auswertung relevanter sexuell übertragbarer Pathogene. Dieser Array ermöglicht eine direkte und simultane Detektion von 11 relevanten sexuell übertragbaren Keimen in nur einem Testkit.
Die jeweilige Therapie erfolgte fachspezifisch und leitliniengerecht entsprechend Österreichischer bzw. Europäischer Empfehlungen.
Die Resistenzbestimmung der NG infizierten Personen zeigte ein 100%-iges Ansprechen auf die empfohlene Therapie mit Ceftriaxon (Cephalosporin der 3. Generation/ß-Laktam-Antibiotikum).

Zudem erfolgte eine weltweite systematische Online-Literaturrecherche und Metaanalyse in Bezug auf das selten diagnostizierte genitale Ulcus vulvae acutum Lipschütz. Bislang fehlte eine standardisierte Diagnostik und Behandlung für dieses Krankheitsbild in Literatur wie klinischer Praxis. Dies steht im klaren Gegensatz zu nahezu allen übrigen beschrieben genitalen Ulzera, welche allesamt durch ihre Klinik, Serologie, Histologie und/oder molekulare Diagnostik klar abgegrenzt bzw. verifiziert werden konnten.

Anhand der extrahierten Daten aus der Metaanalyse wurde ein Diagnose- und Therapiealgorithmus für UVAL formuliert, welcher aus 2 Haupt- und 2 Nebenkriterien besteht. Die Hauptkriterien sind (I) akuter Beginn einer oder mehrerer schmerzhafter Ulzerationen in der Vulvaregion und (II) der Ausschluss von infektiösen oder nicht-infektiösen Ursachen ebendieser Ulzerationen. Nebenkriterien sind (I) die Lokalisation der Ulzerationen am Vestibulum oder den Labia minora und (II) kein Sexualverkehr innerhalb der letzten 3 Monate sowie (III) Grippeähnliche Symptome und/oder systemische Infektion innerhalb von 2 bis 4 Wochen vor Beginn der vulvären Ulzerationen. Wir sind der Meinung, dass eine konsequente Anwendung dieses symptomorientierten Behandlungskonzeptes der von uns vorgeschlagenen Kriterien zu einer deutlich rascheren Diagnostik und Therapie von UVAL beitragen und somit potentiell einen hohen klinischen Nutzen darstellen könnte.  
 Sexuell übertragbare Infektionen; Urethritis; Zervizitis; genitale Ulzera  
 
 2022  
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 Dermatologie
 Urologie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Sadoghi, Birgit; Dr.med.univ.
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Urologie
 UO 790 202 Dr.-Studium der medizin. Wissenschaft; Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Hutterer, Georg; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ.
  Komericki, Peter; Univ.-Ass. Priv.-Doz. Dr.med.univ.
  Kränke, Birger; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.