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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Die Rolle von Noradrenalin in der Behandlung von schmerzhafter diabetischer Neuropathie (PDN)  
 Die Therapie chronischer Nervenschmerzen gestaltet sich bekanntermaßen schwierig und zum Teil frustran für den Behandler und den betroffenen Patienten. Insbesondere die Subgruppe der Patienten, die unter schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie (PDN) leiden, ist vom Problem der unzureichenden Analgesie betroffen. Neben den Einschränkungen, die sich aus der insuffizienten Wirkung bei neuropathischen Schmerzen von nicht steroidaler Antirheumatika (NSAR) und Opioidanalgetika ergeben, wird die etablierte Therapie mit Antidepressiva durch deren Nebenwirkungen und zusätzliche Komorbiditäten der Patienten limitiert.



Seit den 1960er Jahren werden Antidepressiva in der Therapie chronisch neuropathischer Schmerzen eingesetzt. Die Gruppe der trizyklischen Antidepressiva (TCA), allen voran der Wirkstoff Amitryptilin, konnten sich seitdem als first-line Therapeutika etablieren. Als Alternativtherapeutikum konnte sich in den letzten Jahren die Substanz Duloxetin aus der Gruppe der selektiven Serotonin- und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI) hervortun und fand als solche in die internationalen Guidelines zur Behandlung chronisch neuropathischer Schmerzen Eingang.



Der genaue analgetische Wirkmechanismus dieser unterschiedlichen antidepressiven Substanzklassen ist weiterhin unklar, jedoch wird der Noradrenalinwiederaufnahmehemmung diverser klinischer Studien zufolge, die den analgetischen Effekt von Antidepressiva untersucht haben, die Schlüsselrolle zugewiesen. Diese Schlussfolgerung ergab sich unter anderem aus einigen Studien, die den Einsatz von selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmers (SSRI) erprobten. Sämtliche Ergebnisse konnten kaum oder keine Analgesie nachweisen. Diese Ergebnisse wurden durch Studien, die den Wirkmechanismus der Opioidanalgetika Tapentadol und Tramadol untersuchten, unterstützt. Beide Substanzen verfügen zusätzlich, neben dem opioidtypischen Effekt am μ-Opioidrezeptor, über eine Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung.







Im Gegensatz zur Analgesie durch die gesteigerte Verfügbarkeit von Noradrenalin im synaptischen Spalt kann erhöhten Levels von Serotonin in diesem Zusammenhang lediglich die typischen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Libidoverlust, gastrointestinale Beschwerden etc. zugeordnet werden.



Reboxetin ist das einzige selektiv noradrenalinwiederaufnahmehemmende Antidepressivum und wird bislang nur mit der Indikation der leichten bis mittelgradigen Depression eingesetzt. Einige klinische Studien an gesunden Probanden und im Tierversuch weisen auf den möglichen Einsatz in der Therapie der chronisch neuropathischen Schmerzen hin, mit ähnlich zufriedenstellendem analgetischen Effekt wie der von Amitryprilin bzw. Duloxetin, jedoch günstigerem Nebenwirkungsprofil.



Zu den standardisierten Screening Tools hat sich in den letzten Jahren die quantitativ sensorische Testung (QST), als bislang objektivste Methode zur Subgrupierung und Verlaufskontrolle, bei der Erfassung chronisch neuropathischer Schmerzen, behaupten können.



Vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungsergebnisse, die der Noradrenalinwiederaufnahmehemmung den Schlüsselmechanismus bei der analgetischen Wirkung von Antidepressiva zuweisen und der Studienresultate, die den Einsatz von Reboxetin als alternatives Co-Analgetikum bei derselben Indikation untersucht haben, scheint es uns vielversprechend, dessen Analgesie in einer Pilotstudie an Patienten mit schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie zu erproben. Auf Grund des ähnlichen Nebenwirkungsprofils empfiehlt sich Duloxetin als Referenzsubstanz. Für das intiale Screening vor Studienbeginn und zur Erfassung klinischer Veränderungen der PDN während der Studie soll QST zum Einsatz gebracht werden.

 
 PDN; analgesia; noradrenaline; Duloxetin; Reboxetine; neuropathic pain  
 
 2014  
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 Schmerztherapie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Pfretschner, Antonia
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Sandner-Kiesling, Andreas; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Szilagyi, Istvan - Szilard; Mag.rer.nat. Dr.scient.med.