| Einführung: Die Durchführung einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) kann trotz schwerwiegender mitunter sogar tödlicher Nebenwirkungen in vielen Fällen zu einer vollständigen Heilung von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie führen. Dank neuer Erkenntnisse prognosebestimmender molekularer und genetischer Eigenschaften der Erkrankung, wurden distinkte Subgruppen definiert, die am besten von dieser intensiven Therapie profitieren.
Methoden: Anhand einer retrospektiven Studie analysierten wir alle AML-Patienten, die zwischen 1996 und 2013 mit einer allogenen Stammzelltransplantation an der Abteilung für Hämatologie des LKH-Univ. Klinikum Graz behandelt wurden. Primäres Ziel war die Erfassung des Gesamtüberlebens und die Identifikation von Risikofaktoren, die Einfluss auf das Überleben haben. Deskriptive statistische Methoden, Kaplan-Meier Kurven sowie Cox Regressionmodelle wurden zur Datenanalyse herangezogen.
Ergebnisse: Wir konnten 204 AML-Patienten in die Studie einschließen. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 35 Monaten lag das mediane Gesamtüberleben bei 27 Monaten und die 5-Jahres-Überlebensrate bei 45%. Vergleichbare Überlebensraten wurden zwischen HLA-identen Familien- (56%) und Fremdspendern (53%) beobachtet. Hingegen zeigten Empfänger von Nabelschnurblut (21%) und nicht HLA-identen Stammzellen (25%) ein signifikant schlechteres Überleben. Ein Rezidiv der Erkrankung trat bei bis zu 29% der Patienten nach fünf Jahren auf und stellte somit die häufigste Todesursache in diesem Patientenkollektiv dar. In einer multivariaten Analyse konnten eine hyperglykämische Stoffwechsellage während der Engraftmentphase (p=0,003), HLA-Inkompatibilität (p=0,045) sowie der Remissionsstatus der Krankheit zum Zeitpunkt der Transplantation (p<0,001) als unabhängige Risikofaktoren für das Gesamtüberleben identifiziert werden.
Schlussfolgerung: In dem von uns untersuchten Patientenkollektiv zeigten sich vergleichbare Überlebensdaten wie in anderen publizierten Studien. Neben bekannten Risikofaktoren konnten wir eine hyperglykämische Stoffwechsellage während der Engraftmentphase als neuen Risikofaktor für ein vermindertes Gesamtüberleben für AML-Patienten nach Stammzelltransplantation identifizieren. Wir empfehlen daher die Durchführung prospektiver Studien in Bezug auf Blutzucker-Management in diesem Patientenkollektiv. |