| Einleitung: Die WHO (World Health Organization) hat 2018 das Ziel formuliert, das Zervixkarzinom weltweit zu eliminieren. Da ca. 99% aller Zervixkarzinome durch Infektionen mit HPV (Humanen Papillomaviren) ausgelöst werden, wirkt der HPV-Impfstoff Gardasil®9 präventiv gegen bis zu 90% aller HPV-assoziierten Karzinome. Um das Ziel der WHO zu erreichen, ist eines der drei festgelegten Subziele eine 90% Durchimpfungsrate aller weiblichen Personen bis zum 15. Lebensjahr, die bis 2030 erfüllt werden müssen. Der österreichische Impfplan empfiehlt Gardasil®9 ab dem vollendenden 9. Lebensjahr für alle Geschlechter. Jedoch wird die HPV-Impfquote (2 Dosen) der 14-Jährigen in Österreich im Jahr 2022 auf lediglich ca. 53% geschätzt. Daten zur Geschlechterverteilung der HPV-geimpften Bevölkerung liegen nicht vor. Die (min.) Durchimpfungsrate (insgesamt und pro Geschlecht) in einer Stichprobe von Schüler*innen eines Grazer Gymnasiums wurde erhoben, sowie der Einfluss einer gezielten Aufklärung über HPV auf die Impfbereitschaft von Schüler*innen mit negativem oder unklaren Impfstatus analysiert.
Methodik: Im Juni 2021 wurde eine prospektive Fragebogenstudie an einem Grazer Gymnasium durchgeführt. 135 Einverständniserklärungen wurden an die Intention-to-treat-Population ausgeteilt. Schüler*innen mit elterlich unterschriebener Einverständniserklärung füllten einen Fragebogen zu ihrem HPV-Impfstatus, ihrem HPV-Wissen und ihrer Impfbereitschaft aus. Dann wurde eine gezielte Aufklärung zu HPV und der HPV-Impfung durchgeführt. Danach füllten die Schüler*innen einen zweiten Fragebogen aus. Die Inklusionskriterien beinhalteten eine elterlich unterzeichnete Einverständniserklärung und Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Die Daten wurden mit deskriptiver Statistik ausgewertet.
Ergebnisse: 55/135 (41%) Schüler*innen aus der Intention-to-treat Population brachten unterschriebene Einverständniserklärungen und 54 Schüler*innen wurden letztendlich inkludiert. 38/54 (70%) Schüler*innen waren immunisiert, was in der gesamten Intention-to-treat-Population eine minimale Durchimpfungsrate von 28% (38/135) ergibt. 3 Schüler*innen (6%) hatten zum Zeitpunkt der Studie eine Dosis erhalten. 77% (26/34) aller weiblichen Schüler*innen gaben an geimpft zu sein, 85,3% (29/34) erhielten zumindest die 1. Dosis.
Zu Beginn der Studie waren 18 Schüler*innen (33%) über HPV, und 27 Schüler*innen (50%) über die HPV - Impfung informiert. Nach der Aufklärungsstunde wussten 54 Kinder (100%) über HPV und 53 Kinder (98%) über die HPV-Impfung Bescheid.
Vor der Aufklärung waren 10/13 (77%) Schüler*innen mit negativem oder unklaren Impfstatus bereit, sich in einem Catch-Up Impfprogramm impfen zu lassen. Nach der Aufklärung erhöhte sich diese Zahl auf 11/13 (85%) Schüler*innen.
Zusammenfassung: In der untersuchten Kohorte war nach gezielter Aufklärung eine zusätzliche Schüler*in dazu bereit sich impfen zu lassen. Die Ergebnisse der Studie erlauben keine schlüssigen und eindeutigen Empfehlungen darüber, ob gezielte Aufklärung die HPV-Impfbereitschaft erhöhen kann. Jedoch führte gezielte Aufklärung in dieser Studie zu einem Zuwachs an Schüler*innen mit Wissen bezüglich der Primärprävention von HPV-assoziierten Malignomen. Folglich könnte Aufklärung zu einer Steigerung des Wissens in Bezug auf HPV und die HPV-Impfung führen; ein indirekter Effekt, der langfristig zu einer Erhöhung der HPV-Impfbereitschaft führen könnte, ist möglich. Des Weiteren ist es nicht möglich, Aussagen über die tatsächliche Durchimpfungsrate der Intention-to-treat Population (n=135) zu treffen, da wir nur die Durchimpfungsrate der Per-Protocol Population (n=54) kennen.
Um weitere Aussagen über die untersuchten Themen treffen zu können, sind weitere Studien mit größeren Stichproben aus multiplen Schulen in unterschiedlichen Settings, Randomisierung in Interventions- und Kontrollgruppen und eine Analyse des demographischen Hintergrunds notwendig.
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