| Statine gehören weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Viele Menschen leiden unter zu hohen Lipidspiegeln, gefolgt von einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung, die zu einem schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignis auch mit tödlichem Ausgang führen kann. Statine können den LDL-C-Spiegel senken, indem sie ein Schlüsselenzym bei der Produktion von Cholesterin hemmen. Es wird weniger Cholesterin produziert und dadurch mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut in Zellen aufgenommen. Je weniger LDL-C im Blut vorhanden ist, desto langsamer kommt es zu einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung oder desto langsamer schreitet sie fort. Es gibt Hinweise darauf, dass ein hoher LDL-C-Spiegel das Risiko ein ASCVD-Ereignis zu bekommen erhöht, unabhängig vom Auftreten anderer Risikofaktoren. Aber bei der Verordnung von Statinen treten einige Unsicherheiten auf. Die wichtigste Frage ist, welchen Nutzen Statine haben. Wie viele kardiovaskuläre Ereignisse und vor allem wie viele kardiovaskuläre Todesfälle können mit dieser Therapie verhindert werden? Aufgrund der Studien, die bei älteren Patienten mit niedrigem Cholesterinspiegel keinen Überlebensvorteil gezeigt hatten, scheint dieser Risikofaktor bei Patienten mittleren Alters wichtiger zu sein. Weiterhin stellt sich die Frage, ob sie zur Primär- oder Sekundärprävention verordnet werden sollen und was bei älteren Patienten zu beachten ist. Primärprävention mit Statinen wird nicht generell für alle empfohlen. Behandelt werden sollen nur Menschen mit sehr hohem Risiko, mit Diabetes oder familiärer Hypercholesterinämie. In den Leitlinien sind klare Zielwerte definiert und werden diese nicht erreicht, sollte das Statin entweder höher dosiert oder die lipidsenkende Therapie erweitert werden. Es gibt verschiedene wirksame lipidsenkende Therapien. Statine senken den LDL-Spiegel unterschiedlich stark, andere lipidsenkende Medikamente wie z.B. PCSK9-Hemmer können verschrieben oder mit Statinen kombiniert werden. Das Nichtansprechen auf die Therapie kann auf Genetik oder Compliance zurückzuführen sein. Andererseits sollte die Frage gestellt werden, ob eine intensive Therapie notwendig ist. Es gibt keinen größeren Benefit in Bezug auf die Gesamtsterblichkeit mit einer intensiveren lipidsenkenden Therapie wie einem Statin plus Ezetimib oder einem PCSK9-Hemmer im Vergleich zu einer weniger intensiven lipidsenkenden Therapie, wobei die Rate and kardiovaskulären Ereignissen mit intensiveren lipidsenkenden Therapien weiter zurückging. Die europäische Leitlinie empfiehlt wegen des erhöhten Rezidivrisikos den großzügigen Einsatz von Statinen als Sekundärprävention. Bedenken traten auf, als eine Zunahme von hämorrhagischen Schlaganfällen beobachtet wurde, aber die festgestellten Raten waren sehr niedrig und einige Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Statinen und einer erhöhten Inzidenz von hämorrhagischen Schlaganfällen. Statine werden auch häufig als Sekundärprävention bei älteren Patienten eingesetzt. Um Arzneimittelinteraktionen zu vermeiden, wird Pravastatin vor allem bei älteren Menschen empfohlen. Die Geschlechtermedizin hält immer mehr Einzug in die klinische Praxis und der Unterschied zwischen Männern und Frauen muss berücksichtigt werden, wenn es um das kardiovaskuläre Risiko geht. Frauen, die rauchen, und Frauen mit Diabetes haben im Vergleich zu Männern ein höheres relatives Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und es gibt auch andere Risikofaktoren für Frauen, die berücksichtigt werden müssen, wie Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes, polyzystisches Ovarialsyndrom, frühe Menopause und Autoimmunerkrankungen. Häufige und wichtige Komorbiditäten, die mit dem Herz-Kreislauf-System zusammenhängen, wie Diabetes, HIV, chronische Nierenerkrankung oder Herzinsuffizienz, müssen berücksichtigt werden, und Statine sollten bei diesen Patienten angemessen angewendet werden. Wichtig sind auch mögliche Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Statinen auftreten können, wie sie vermieden werden können und wie das Risiko einen Schaden zu verursachen im Verhältnis zum möglichen Nutzen steht. Muskelsymptome sind die häufigsten Nebenwirkungen. Sie können sehr harmlos sein, aber in seltenen Fällen kann es zu einer Rhabdomyolyse mit Nierenversagen kommen. Neu aufgetretener Diabetes kann durch Statine verursacht werden und auch grauer Star. Auch die familiäre Hypercholesterinämie als genetische Erkrankung, bei der die heterozygote Form autosomal-dominant und die schwerere homozygote Form rezessiv vererbt wird, spielt eine wichtige Rolle bei der Verordnung von Statinen. Diese Erkrankungen werden oft nicht diagnostiziert und viele Menschen bleiben unbehandelt. Statine wurden als COVID-19-Medikamente erprobt, die bei diesen Patienten keinen Nutzen zeigten. |