| Einführung: Ein Vitamin D-Mangel kommt oft vor bei kritisch kranken Patientinnen und Patienten, jedoch gibt es unzureichende Daten, wie akute Erkrankungen und deren Behandlung Vitamin D-Spiegel beeinflussen. Diese Studie untersuchte den Einfluss perioperativer Flüssigkeitsgabe und Inflammation auf 25-Hydroxy-Vitamin D-Werte [25(OH)D] und 1,25-Dihydroxy-Vitamin D-Werte [1,25(OH)2D] mittels eines rasch verfügbaren Chemilumineszenz-Assays (ECLIA, IDS-iSYS) und der Flüssig¬chromato-graphie mit Massenspektrometrie-Kopplung (LCS-MS/MS) zur Diagnose des Vitamin D-Mangels perioperativ und während der Intensivtherapie.
Material und Methoden: Es wurde eine prospektive Pilot-Beobachtungsstudie bei erwachsenen Patientinnen und Patienten, welche sich herzchirurgischen Eingriffen an Herz-Lungen-Maschinen (HLM) unterzogen, durchgeführt. Präoperativ (t1), nach dem Abgehen von der HLM (t2) und bei der Aufnahme an der Intensivstation (t3) gewonnene Blutproben wurden in einer „perioperativen“ Kohorte analysiert, weitere Proben vom ersten (t4) und zweiten (t5) postoperativen Tag in der „intensivmedizinischen“ Kohorte.
Ergebnisse – Resultate: 66 Patientinnen und Patienten wurden in die perioperative Kohorte eingeschlossen, 26 davon in die intensivmedizinische. Flüssigkeitsladung durch die HLM führte zu einer medianen Reduktion von 25(OH)D um 23% (p<0.001) zwischen t1 und t2 mit langsamer Erholung bis t5, während 1,25(OH)2D-Spiegel um etwa 55% (p<0.001) fielen, ohne Tendenz zur Rückkehr zum Ausgang. Der mittlere Unterschied zwischen den 25(OH)D-Messungen durch ECLIA und LC-MS/MS war 4.8ng/ml (±5,7). Pearson’s Korrelationskoeffizient für diese Messwerte war 0.73 (p<0,001). LC-MS/MS-Messergebnisse wurden nicht durch das inaktive C3-Epimer beeinflusst.
Diskussion: Vitamin D kann als „negatives Akut-Phase-Reagens“ angesehen werden; die Serum-Messwerte werden signifikant durch Flüssigkeitsgabe und Inflammation beeinflusst. 25(OH)D-Messungen durch Chemilumineszenz-Assays können merklich von denen durch LC-MS/MS abweichen; diese kann dagegen als der Goldstandard in der Diagnose in diesem Patientenkollektiv angesehen werden. Striktere Definitionen des Vitamin D-Mangels als in der Allgemeinbevölkerung, z.B. 25(OH)D-Werte kleiner als 12ng/ml, könnten besser geeignet sein, um Vitamin D-Mangel mit niedriger Falsch-Positiv-Rate bei kritisch Kranken zu diagnostizieren. |