| Hintergrund: zu 10% aller Frakturen betreffen die Clavicula. Somit sind diese die häufigste Art von Frakturen des Schultergürtels. Behandlungsmöglichkeiten umfassen konservative Behandlung und rekonstruktive Verfahren. Claviculafrakturen werden oft als gutartige Verletzungen mit einer hohen Heilungsrate und hervorragenden funktionellen Ergebnissen beschrieben. Es können jedoch Komplikationen wie Pseudoarthrosen auftreten. Diese verursachen häufig Beschwerden und können zu Instabilität, persistierenden Schmerzen, veränderter Schultermechanik und Kompression von Nerven und Gefäßen führen. Ein Versagen der konservativen Behandlung von Claviculafrakturen ist bei bis zu 15% aller Patient*innen zu verzeichnen. Diese Arbeit soll die Hypothese prüfen, ob Frakturmerkmale und klinisch erhobene patient*innenbezogene Risikofaktoren einen Einfluss auf Knochenheilung haben und die Wahrscheinlichkeit einer Pseudoarthrose anzeigen können, wenn eine Claviculafraktur konservativ behandelt wird.
Methoden: In dieser retrospektiven Studie werden Patient*innen mit konservativ behandelten Claviculafrakturen untersucht. Zu den analysierten Parametern gehören patient*innenspezifische Variablen, Art der konservativen Behandlung, frakturspezifische Charakteristika und radiologische Merkmale zur Zeitpunktbestimmung der knöchernen Konsolidierung. Statistische Methoden werden eingesetzt, um Zusammenhänge mit Pseudoarthrosen nach Claviculafrakturen aufzuzeigen und Risikofaktoren zu bestimmen.
Ergebnisse: Von den untersuchten Risikofaktoren erreichten die P-Werte für Allergien (0.006), Niereninsuffizienz (0.038) und Verkürzung der Fraktur (0.033) statistische Signifikanz. Die logistische Regressionsanalyse zeigte eine deutliche Assoziation zwischen Clavicula-Pseudoarthrosen und zwei unabhängigen Risikofaktoren: Allergie (OR 3.12; 95% CI 1.34-7.28) und Niereninsuffizienz (OR, 3.34; 95% CI, 1.09-10.21).
Conclusio: Von einer hohen Pseudoarthrose-Rate bei geschlossener Frakturbehandlung wurde in der Literatur berichtet. Diese Studie zeigt, dass Allergien und Niereninsuffizienz signifikante prädiktive Risikofaktoren für Clavicula-Pseudoarthrosen sind. Diese Ergebnisse können zu einer verbesserten Risikoevaluierung von Patient*innen beitragen und die Therapieentscheidung von Claviculafrakturen unterstützen. Als Limitationen sind eine begrenzte Fallzahl für Parameter wie bspw. einige Komorbiditäten, Raucher- und Alkohol-Status zu nennen, wodurch die Interpretation der Ergebnisse erschwert ist.
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