| Einführung: Die Zahnextraktion ist ein elementarer Bestandteil der zahnärztlichen Praxis. Bei der konventionellen Extraktion kann es zu Gewebsverletzungen und Komplikationen kommen. Eine mögliche Folge der Extraktion ist der Verlust von Alveolarknochen, der sich nachteilig auf eine ästhetische, prothetische Rehabilitation beziehungsweise Implantation auswirkt. Weitere Problematiken können sich im Schmerz- und Angstmanagement, in der postoperativen Heilung sowie im Komplikationsmanagement ergeben. Das Ziel moderner Zahnextraktionsverfahren ist ein möglichst schonendes Vorgehen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Techniken und Ansätze der Zahnextraktion signifikant weiterentwickelt. Dabei lässt sich eine zunehmende Fokussierung auf minimalinvasive Verfahren beobachten.
Ziel: Die Zielsetzung dieser narrativen Literaturrecherche bestand in der Untersuchung der neuesten Entwicklungen sowie der Erörterung ihrer Anwendbarkeit und ihres Einflusses auf die Wundheilung. Die Arbeit soll darüber hinaus einen aktuellen Überblick über intra- und postoperatives Komplikationsmanagement in der Extraktionslehre sowie der perioperativen Medikation geben.
Material und Methoden: Im Rahmen der Literaturrecherche wurden die medizinischen Online-Datenbanken Pubmed, Springer Medizin und Google Scholar sowie Fachzeitschriften und die Bibliothek der Medizinischen Universität Graz nach themenrelevanten Quellen durchsucht. Die Suche erfolgte mittels zuvor bestimmter Key-Words. Daraus resultierende Quellen wurden dann mithilfe von festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien (englisch-, deutschsprachig, ab dem Jahr 2000, Studiendesign) sowie anhand des Abstracts und einer Volltextanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 186 aktuelle Quellen zu den Themen Diagnostik, Anästhesie Extraktionstechniken, Wundheilung und Komplikationsmanagement in die vorliegende Arbeit einbezogen. Hierbei handelt es sich um 12 Bücher, 8 Leitlinien und 5 manuell erfasste Arbeiten aus Referenzlisten. Zusätzlich wurden 161 relevante Studien identifiziert, die sich wie folgt aufteilen: 88 Reviews (davon 4 systematische Reviews und 4 Metaanalysen) und 73 Primärstudien (davon 3 Beobachtungsstudien, 12 Vergleichsstudien, 3 retrospektive Studien, 24 prospektive Studien, 9 Fallberichte und 22 randomisierte kontrollierte Studien).
Konklusion: Der Fortschritt in der Diagnostik, den Extraktionsverfahren sowie der Nachsorge trägt dazu bei, Komplikationen während und nach Zahnextraktionen zu reduzieren. Es lässt sich ein positiver Einfluss durch die Anwendung minimalinvasiver Techniken auf den Erhalt von Hart- und Weichgewebe beobachten. Im Gegensatz zu konventionellen Techniken bieten sie potenziell einen höheren Behandlungskomfort durch weniger postoperative Schmerzen und eine schnellere Genesung. Einige moderne Verfahren erfordern jedoch noch standardisierte Langzeitstudien, um auf Basis valider Ergebnisse ihre Etablierung in der zahnärztlichen Praxis sicherzustellen.
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