| Hintergrund: Maligne Hodentumore sind die häufigste Tumorerkrankung bei jungen Männern zwischen 15 und 40 Jahren. Da Keimzelltumore sehr gut auf eine Cisplatin-basierte Behandlung ansprechen, haben die Patienten eine ausgezeichnete Überlebenswahrscheinlichkeit. Ein wichtiges Ziel in der Behandlung von Hodenkrebspatienten ist es daher, Therapiekomplikationen zu vermeiden. Eine Nebenwirkung, die gehäuft bei der Behandlung mit Cisplatin auftritt, sind venöse thromboembolische Ereignisse wie z.B. tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien. In dieser Studie überprüften wir unsere Annahme, dass sich venöse thromboembolische Ereignisse bei Patienten mit malignen Hodentumoren unter Cisplatin-Therapie durch eine adäquate primäre Thromboseprophylaxe reduzieren lassen. Patienten und Methoden: In dieser single-center Studie wurden Daten von 1052 Hodentumorpatienten, welche zwischen Januar 2000 und Dezember 2021 an der Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz vorstellig wurden, retrospektiv analysiert. 346 Patienten erhielten eine Cisplatin-basierte Chemotherapie und wurden in diese Studie aufgenommen. Bei diesen Patienten wurde der Einsatz einer primärer Thromboseprophylaxe und das Auftreten von thromboembolischen Ereignissen untersucht. Ergebnisse: 49 (14%) aus insgesamt 346 Patienten entwickelten eine venöse Thromboembolie (VTE). Die Hauptrisikofaktoren für die Entstehung einer VTE waren eine fortgeschrittene Tumorerkrankung (Stadium IIC-IIIC) (SHR für Stadium IIC-IIIC: 2.6 (95% CI: 5.0-24.7, p<0.001)) sowie eine retroperitoneale Lymphadenopathie (RPLN) mit einem Durchmesser über 5cm (SHR für RPLN: 2.36 (95% CI: 1,27-4.4. p<0.007)). Seit 2019 bekamen alle Hodenkrebspatienten an der Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz eine primäre Thromboseprophylaxe begleitend zur cisplatinhältigen Chemotherapie. Die primäre Thromboseprophylaxe senkte das Risiko für eine venöse Thromboembolie um 52% (SHR=0.48, 95% CI: 0.24-0.97, p=0.032). Schlussfolgerung: In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass der Einsatz einer primären Thromboseprophylaxe bei Hodenkrebspatienten für die Dauer einer Cisplatin-basierten Chemotherapie zu einer signifikanten Reduktion von venösen Thromboembolien führte. Die Verwendung einer möglichen primären Thromboseprophylaxe sollte bei diesen Patienten in Betracht gezogen werden. |