| Die Prävalenz von Gestationsdiabetes mellitus steigt weltweit und ist maßgeblich assoziiert mit der Zunahme von Übergewicht und verminderter körperlicher Aktivität. Insulin ist derzeit der Goldstandard der Therapie, wenn Ernährungsumstellung und Bewegung für eine adäquate Blutzuckereinstellung nicht ausreichen. Viele Frauen empfinden die Insulinapplikation beängstigend und belastend. Ärzte/-innen befürchten dadurch Compliance-Probleme, die zu einer verminderten Einhaltung der notwendigen Maßnahmen und in Konsequenz zu einer unzureichenden Stoffwechseleinstellung führen. Hyperglykämie in der Schwangerschaft steigert die Morbidität und Mortalität von Mutter und Kind signifikant.
Bis heute ist die Einnahme anti-hyperglykämischer Medikamente weder empfo-hlen, noch offiziell freigegeben in der Behandlung von Gestationsdiabetes. Allerdings sind orale Antidiabetika nach Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung und regelmäßigem Ausdauertraining die Therapie der Wahl von Diabetes mellitus Typ 2 bei nicht-schwangerer Patentinnen. Die Einnahme einer oder zwei Pillen, anstelle von bis zu 5 Insulininjektionen täglich erscheint für schwangere Patient-innen angenehmer und leichter durchführbar. Zusätzlich ist die Dosiseinstellung einfach und die Kosten für Metformin und Glibenclamid sind verglichen mit Insulin geringer.
Aus genau diesen Gründen werden orale Antidiabetika bereits seit Jahrzehnten in Entwicklungsländern in diesem Zusammenhang angewendet. obwohl diese von der EMA (European Medicines Agency) und FDA (United States Food and Drug Administration) für die Behandlung von Schwangeren nicht offiziell zugelassen sind. Methformin und Glibenclamid sind die vielversprechendsten potentiellen Alternativen zu Insulin in der GDM Therapie. Metformin ist ein Biguanid und passiert die Plazentaschranke, scheint aber einen positiven Einfluss auf die Gewichtszunahme von Mutter und Kind während der Schwangerschaft zu haben. Der Sulfonylharnstoff Glibenclamid erreicht den kindlichen Kreislauf über die Plazenta vermutlich nicht und zeigt geringeres Therapieversagen verglichen mit Metformin. Beide Medikamente könnten geeignete Alternativen zu Insulin sein ohne dabei den heranwachsenden Fetus nachteilig zu beeinflussen. Die Datenlage von Verlaufskontrollen über die Entwicklung von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft die genannten Medikamente erhielten ist bisher zu gering. Die Nachfrage zur medikamentösen Therapie des Gestationsdiabetes ist allerdings gegeben. Diese Literaturarbeit vergleicht den neuesten Stand der Wissenschaft bezüglich Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapien und präsentiert die Ergebnisse der größten, evidenzbasierten Studien zu diesem Thema. |