| Hintergrund und Ziele: Unter physiologischen Bedingungen beträgt der mittlere pulmonalarterielle Druck (mPAP) 14 ± 3 mmHg. Vor Durchführung dieser Studie war Lungenhochdruck durch einen mPAP ≥ 25 mmHg definiert. Inwiefern leichtgradig erhöhte pulmonale Drücke, welche noch nicht die hämodynamischen Kriterien für eine pulmonale Hypertonie (PH) erfüllen, von klinischer Relevanz sind, war bis dahin nicht vollständig geklärt. Ziel dieser Studie war es daher zu prüfen, ob ein Zusammenhang zwischen dem mPAP und der Gesamtmortalität in einem Kollektiv aus retrospektiven- sowie prospektiv rekrutierten Patienten besteht. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf dem möglichen Einfluss von leichtgradig erhöhten pulmonalen Drücken. Methoden: Prognostische mPAP Grenzwerte wurden zum einen mittels Regressions-Baum-Analyse (CART) ohne zuvor gewählte Cut-offs berechnet, zum anderen erfolgten Analysen basierend auf bereits bekannten mPAP Grenzwerten aus der Literatur: niedrig-normaler mPAP (≤ Mittelwert [MW] + 1. Standardabweichung [SA]), hoch-normaler mPAP (zwischen MW + 1. SA und MW + 2. SA), borderline mPAP (zwischen MW + 2 SA und 25 mmHg), manifeste PH (≥ 25 mmHg). Es erfolgten univariate sowie multivariate Überlebensanalysen, welche auf das Alter und das Vorhandensein von kardiopulmonalen Komorbiditäten korrigiert wurden. Ergebnisse: Insgesamt wurden 547 PatientInnen eingeschlossen von welchen 153 PatientInnen (26%) prospektiv rekrutiert wurden. Anhand des mittels Rechtsherzkatheter ermittelten mPAP ergab sich folgende Verteilung im untersuchten Kollektiv: niedrig-normaler mPAP (N = 137), hoch-normaler mPAP (N = 56), borderline mPAP (N = 64) und manifeste PH (N = 290). Die CART Analyse ergab drei prognostisch unterschiedliche Gruppen: mPAP < 17 mmHg, 17 – 26 mmHg und > 26 mmHg. Die univariate Überlebensanalyse basierend auf den aus der Literatur bekannten mPAP Grenzwerten zeigte, dass die hoch-normale- und borderline mPAP Gruppen im Vergleich mit PatientInnen mit einem niedrig-normalen mPAP ein signifikant schlechteres Überleben hatten. Allerdings waren PatientInnen mit hoch-normalem- und borderline mPAP signifikant älter, litten an mehr kardiopulmonalen Komorbiditäten. Zudem waren diese Patienten weniger belastbar und wiesen häufiger einen Lungenhochdruck unter Belastung auf. Die multivariate Überlebensanalyse, korrigiert auf das Alter und die Komorbiditäten, ergab, dass erst ein borderline mPAP [HR: 2.37, 95% CI: 1.14 - 4.97 (p = 0.022)] und eine manifeste PH [HR: 5.05, 95% CI: 2.79 - 9.12 (p < 0.001)] mit einer signifikant schlechteren Prognose assoziiert sind. Schlussfolgerung: In einem Patientenkollektiv mit Risiko für die Entwicklung einer PH und/oder unklarer Dyspnoe ergab eine CART Analyse prognostische Grenzwerte bei einem mPAP von 17 mmHg und 26 mmHg. Borderline mPAP stellte sich als unabhängiger Prädiktor für eine schlechte Prognose heraus. Folglich wurde auf der 6. Weltkonferenz für PH in Nizza, 2018, die hämodynamische Definition der PH auf einen mPAP > 20 mmHg geändert. |