| Grundlagen und Ziele: Sorafenib ist ein Kinaseinhibitor zur Behandlung von fortgeschrittenem Leberzellkarzinom (hepatocellular carcinoma, HCC). Jedoch sprechen Patienten häufig nicht auf das Medikament an oder entwickeln Therapieresistenz. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Aktivierung von alternativen Signalwegen, die sich unter anderem durch die Überexpression von c-MET (met-Onkogen) zeigt. Die Expression von C-MET ist auch ein prädiktiver Wert für das Ansprechen auf Tivantib, das in der Behandlung von HCC Erfolge gezeigt hat. Die Expression von c-MET wird in der klinischen Routine mittels Immunhistochemie (IHC) untersucht und mit einem semiquantitativen Auswertungsschema dargestellt. Dabei treten jedoch Ungenauigkeiten durch eine wesentliche Intra- und Interobserver-Variabilität auf. Diese Probleme können vermieden werden, indem die Expression von c-MET mit einer mRNA In-situ-Hybridisierung (ISH) untersucht wird. Diese Methode liefert durch die Anwendung eines Bildanalyseprogramms (Morphometrie) auch quantitative Ergebnisse. Ziel dieser Studie war der Vergleich zwischen der in der Routinediagnostik verwendeten IHC und der neuartigen ISH-Methode RNA Scope. Weiters wurde der prädiktive und prognostische Wert der Expression von c-MET auf mRNA- und Proteinebene für das Therapieansprechen von Patienten mit fortgeschrittenem HCC und die Gesamtüberlebenszeit untersucht.
Material und Methoden: Es wurde das Formalin-fixierte, Paraffin-eingebettete (FFPE) Material von 19 Patienten, die zwischen 2007 und 2015 an der Klinik für Innere Medizin, Abteilung für Hepatologie und Gastroenterologie der Medizinischen Universität Graz aufgrund eines fortgeschrittenen HCCs mit Sorafenib behandelt worden sind, untersucht. Das Therapieansprechen wurde anhand von standardisierten radiologischen Kontrollen im Abstand von 3 Monaten bewertet. Die Expression von c-MET auf Proteinebene wurde mittels IHC (Antikörper CONFIRM anti-total c-MET) semiquantitativ bestimmt. Auf mRNA-Ebene konnte die Expression von c-MET durch die Verwendung von RNA Scope und Spot Studio, einer Software für digitale Bildanalyse, sowohl semiquantitativ als auch quantitativ bestimmt werden. Das Gesamtüberleben der Patientengruppen mit hoher und niedriger Expression von c-MET wurde mit der Kaplan-Meier-Methode und log-rank-Tests verglichen.
Ergebnisse: Die quantitativen Ergebnisse der c-MET Expression, bestimmt mit RNA Scope und automatischer Bildanalyse, stimmten mit den semiquantitativen Ergebnissen der IHC überein. Die Werte der c-MET-Expression auf Protein- und mRNA-Ebene von Patienten, die unter Therapie mit Sorafenib verlangsamtes Tumorwachstum zeigten und Patienten mit Tumorprogredienz unterschieden sich nicht. Bezüglich der Dauer des Gesamtüberlebens zeigten sich zwischen Patienten mit niedriger und hoher Expression von c-MET keine Unterschiede.
Schlussfolgerungen: Die Verwendung von RNA Scope kann die Ergebnisse der etablierten Methode IHC ergänzen und zur Vermeidung von Beobachter-assoziiertem Bias beitragen. Im Gegensatz zu den Ergebnissen früherer Studien konnten wir bei Patienten mit fortgeschrittenem HCC keinen prädiktiven und prognostischen Wert der Expression von c-MET auf mRNA- und Proteinebene für das Ansprechen auf Sorafenib und für das Gesamtüberleben darstellen. |