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Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Medizinpsychologische Aspekte im Visitengespräch - Eine formal quantitative Untersuchung auf der Wochenbett-Station  
 Die ärztliche Visite stellt in der Klinik eine wichtige Grundlage für die diagnostischtherapeutische

Entscheidungsfindung dar. Zudem ist sie eine regelmäßige

Gesprächsmöglichkeit für Arzt und Patienten. Neben dem Erstellen des somatischen Befundes

kann die Visite aber auch Einfluss auf Gesundungs- und Bewältigungsprozesse des Patienten

nehmen. Dabei kann die Art der ärztlichen Gesprächsführung sowohl einen positiven als auch

negativen Heilungseffekt haben. Durch das Einbeziehen der Patienten in das

Behandlungskonzept kann somit deren Vertrauen zum Arzt und deren Genesung gestärkt

werden.

Im September 2010 wurde an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am

Landeskrankenhaus Graz die Datenerhebung für die geplante Studie durchgeführt. Um die

Merkmale des Visitengespräches auf der geburtshilflichen Station zu erfassen, wurden

insgesamt 100 Visitengespräche auf Tonband aufgenommen, davon 50 per Zufallsgenerator

ausgewählt, transkribiert und anhand eines Analyseinstrumentes ausgewertet. Zusätzlich

wurde im Anschluss an die Visite ein Fragebogen an die Patientinnen ausgeteilt und in die

Auswertung mit einbezogen.

Die Ergebnisse der formal quantitativen Analyse zeigen, dass 71% der gesprochenen Wörter

von Seiten der visiteführenden Ärzte kamen. Fragen, welche während dem Visitengespräch

auftraten, wurden primär an die Patientinnen gestellt. Eine inhaltliche Analyse der Gespräche

wies auf, dass schwerpunktmäßig über medizinische und pflegerische Maßnahmen

gesprochen wurde, wobei Bereiche betreffend die psychische/ soziale Situation kaum

angesprochen wurden.

Die Auswertung des Fragebogens zeigt, dass der Großteil der Patientinnen mit 75%

vollkommen mit der Form der Visitenführung zufrieden war, die restlichen 25% waren damit

meist zufrieden. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass sich der visiteführende Arzt Zeit für

das Gespräch nahm, die Fragen der Patientinnen symmetrisch beantwortete und sehr selten

Gebrauch von Fachbegriffen nahm. Trotz der allgemeinen Zufriedenheit der Visitenführung

gilt es zu beachten, dass immerhin 28% der Patientinnen sich wünschten, mehr in das

Gespräch mit einbezogen zu werden. Auch vertraten 14% der Befragten die Meinung, dass sie

nicht die Möglichkeit hatten ihre Sorgen im Gespräch anbringen zu können.

IV

Ein Vergleich mit der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Medizinischen Fakultät

der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in Deutschland zeigt primär Unterschiede im

Visitenablauf. Die Zusammensetzung des Visitenteams und das Vorhandensein eines eigenen

Untersuchungsraumes stellen exemplarisch jene Differenzen dar. Bezüglich der analysierten

Gespräche fällt auf, dass die deutschen Patienten, welche sich aus Männer und Frauen

zusammensetzten, nicht immer so zufrieden waren im Gegensatz zu den österreichischen

Frauen. Jene Punkte, welche anhand des Fragebogens auf der Wochenbett-Station sehr gut

bewertet wurden, wurden auf der Ophthalmologie des Öfteren auch mit „trifft meist nicht zu“

bzw. „trifft nie zu“ beantwortet. Dies betrifft Fragen nach der Gesprächsatmosphäre, der

Verständlichkeit, ob sich der Arzt genügend Zeit für das Gespräch nahm, aufgetretene Fragen

beantwortet wurden, sowie die Schlussfrage nach der Zufriedenheit mit der Form der

Visitenführung.  
   
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 2011  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Pirker, Luise
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Wisiak, Ursula; Ao.Univ.-Prof. Dr.phil.