| Einleitung: Die Magnetresonanzelastographie (MRE) ist ein nicht-invasives Bildgebungsverfahren, welche das Verhalten von Gewebe bei mechanischer Anregung misst. Dadurch lässt sich die Viskoelastizität von Gewebe bestimmen, die durch pathologische Prozesse verändert sein kann. Bei Multipler Sklerose (MS) gehen akut inflammatorische mit chronisch neurodegenerativen Prozessen einher. Durch konventionelle Magnetresonanztomographie (MRT) können diese Vorgänge nur unzureichend dargestellt werden. Das klinische Bild entspricht zudem häufig nicht dem radiologischen Korrelat. Messungen verschiedener Gewebe haben bereits gezeigt, dass MRE sensitiv für feine strukturelle Veränderungen ist. MRE ist deshalb eine vielversprechende Modalität, um den Krankheitsverlauf bei MS besser vorherzusagen und zu quantifizieren. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob MRE mikrostrukturelle Veränderungen bei MS in vivo darstellen kann, und zu bewerten, ob MRE zur paraklinischen Untersuchung von MS-PatientInnen und zum Verständnis der pathologischen Vorgänge bei MS beitragen kann. Methoden: In einer kontrollierten Studie wurden 73 MS-PatientInnen und 42 gesunde Freiwillige magnetresonanztomographisch untersucht. Die Elastographie erfolgte im Großhirn mittels einer bewegungssensitiven stimulierten-Echo-Sequenz (DENSE) bei einer mechanischen Anregung von 20 Hertz. Magnitude |G∗| und Phasenwinkel φ des komplexen Schermoduls G∗ wurden mit multi-frequency dual-elastico inversion (MDEV) rekonstruiert. T1- und T2-gewichtete strukturelle Sequenzen dienten der anatomischen Orientierung und MS-Läsionsanalyse. Gemittelte Messwerte verschiedener Gehirnareale wurden zwischen beiden Kohorten verglichen und in Bezug zu demographischen, klinischen und radiologischen Parametern gesetzt. Ergebnisse: Eine multiple Regressionsanalyse zeigte, dass bei MS in der subkortikalen grauen Substanz Alter und Atrophie mit einer Verkleinerung von φ korrelieren (p < 0.001). Die Erkrankungsdauer war mit einer Reduktion von |G∗| assoziiert (p = 0.01). Der Behinderungsgrad (EDSS) zeigte keinen Zusammenhang zur Viskoelastizität unter Berücksichtigung des Alters. Die Viskoelastizität von Läsionen war relativ zur normal erscheinenden weißen Substanz im Wesentlichen unverändert, gleichsam korrelierten Läsionslast und Hirnelastizität nicht. Zwischen beiden Kohorten war kein Unterschied der Viskoelastizität auf Gewebeebene feststellbar, allerdings zeigte sich eine signifikante Verkleinerung von φ im Thalamus bei MS (p = 0.002). Fazit: MRE kann mikrostrukturelle Veränderungen von Hirngewebe bei MS nachweisen, zeigt für den klinischen Einsatz derzeit aber keine ausreichende Sensitivität und Spezifität. |