| Einleitung: Menschen mit geistiger Behinderung haben ein erhöhtes Risiko für Stress. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Unter anderem sind die Stressbewältigungsmechanismen (Copingstrategien) meist verringert ausgebildet. Ärztliche Eingriffe stellen für diese Menschen mit kognitiver Einschränkung außergewöhnliche Ereignisse dar und führen oft zu massiver Stressbelastung. Es wird untersucht, ob Akupressur am Yintang-Punkt zur emotionalen Entspannung von Menschen mit geistiger Behinderung beitragen kann. Methodik: An 16 freiwilligen Probanden mit geistiger Behinderung wird eine Stimulation mittels Akupressur am Yintang-Punkt über den Zeitraum von zehn Minuten durchgeführt. Über den gesamten Untersuchungszeitraum werden der hirnelektrische Bispektralindex (BIS-Index), die Sauerstoffsättigung sowie hämodynamische Messgrößen monitiert. Mit Hilfe des BIS-Index wird versucht, den Akupressureffekt zu objektivieren. Die Messergebnisse werden mit jenen vor und nach der Stimulationsmaßnahme verglichen (Statistik: Paneldatenregressionsanalyse mit fixen Effekten). Ergebnis: Der BIS-Index weist am Ende der Akupressurphase die ausgeprägteste Reduktion auf; die Differenz beträgt im Vergleich zur Kontrollphase vor Akupressur im Mittel 15,81 12,38 (arithmetischer Mittelwert Standardabweichung) (p<0,001). Nach Ende der Stimulation nehmen die BIS-Werte wieder das Niveau wie vor der Stimulation ein. Verglichen mit der Phase vor der Akupressur weisen hämodynamische Parameter und die periphere Sauerstoffsättigung unterschiedliche Veränderungen auf, die aber im Normwertebereich bleiben. Die subjektive Einschätzung der Befindlichkeit unter dem Einfluss der Akupressur wird von 13 Probanden als angenehm und von keinem als unangenehm bewertet. Sieben Probanden fühlten sich müde, bei vier trat ein Schlafzustand ein. Ausblick: Die Akupressur könnte zur emotionalen Entspannung präoperativ oder zur Prävention von Stress in potentiell stressinduzierenden Situationen (wie Zahnsanierung) beitragen. Für eine kontinuierliche Anwendung der Akupressur wäre die Entwicklung eines Stirnbandes mit integriertem Reizgeber zur automatischen Stimulation des Yintang-Punkts erwägenswert. |
