| Einleitung: Karzinoide des Dünndarms (SI-NETs), sowie medulläre Schilddrüsenkarzinome (MTCs) zählen zur Gruppe der Neuroendokrinen Tumoren (NETs). Die Inzidenz dieser Tumoren ist in den letzten Jahren gestiegen, jedoch sind die Behandlungsmöglichkeiten weiterhin beschränkt. Da die Tumoren nur gering auf Chemo- und Strahlentherapie ansprechen, sind radikale chirurgische Verfahren die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit. Glutamat, ein exzitatorischer Neurotransmitter, spielt nicht nur im zentralen Nervensystem eine wichtige Rolle, sondern auch in peripheren Geweben. Glutamatrezeptor Antagonisten unterdrücken das Wachstum unterschiedlicher maligner Zellen (z.B. Melanomzellen, Brustkrebszellen). In dieser in vitro Studie wurde das therapeutische Potential von nicht kompetitiven, subtyp-spezifischen Antagonisten des metabotropen Glutamatrezeptors 1 (mGluR1) in der Behandlung von NETs analysiert.
Material und Methoden: Vier SI-NET Zelllinien (KRJ-I, P-STS, L-STS, H-STS) und zwei MTC Zelllinien (MTC-SK, SHER-I) wurden mit unterschiedlichen Konzentrationen (10– 200 µM) von zwei mGluR1 Antagonisten (Cyclothiazide und YM-298198) behandelt. Nach 24, 48 und 72 h Inkubation wurden die Zellen lichtmikroskopisch beurteilt sowie deren Zellzahl, Zellgröße und die metabolischen Aktivität (mittels WST-1 Assay) bestimmt. Zusätzliche wurden die Substanzen in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Temozolomide (TZM) getestet.
Ergebnisse: Beide mGluR1 Antagonisten zeigen dosisabhängige Effekte auf Zellwachstum und metabolische Aktivität, wobei die Dosis von 200 µM am stärksten wirkt. Die Ergebnisse der Kombinationsversuche mit TZM weisen auf einen synergistischen Effekt sowohl bezüglich der Zellzahl, als auch der metabolischen Aktivität hin. Außerdem konnte die Expression von mGluR1 in allen Zelllinien nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen: Die erhobenen Daten zeigen, dass mGluR1 Antagonisten Einfluss auf Wachstum und Metabolismus von NET Zellen haben und daher als neue Behandlungsmöglichkeit in Frage kommen könnten. Diese in vitro Studie bildet die Grundlage für weitere Untersuchungen zur genaueren Evaluierung des therapeutischen Potentials, sowie für ein besseres Verständnis der Tumorbiologie von Neuroendokrinen Tumoren.
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