| Hintergrund und Zielsetzung:
Der Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21) ist ein Hormon, welches bei Alkoholkonsum von der Leber freigesetzt wird. FGF21 hat schützende Effekte auf das hepatozelluläre Gewebe, gleichzeitig bedingt es über Rezeptoren im Gehirn einen verminderten Alkoholkonsum. Im Besonderen wurde Projektionen zum zentralen Belohnungssystem gefunden, welches eine große Rolle bei der Suchtentwicklung spielt. Dies macht FGF21 zu einem interessanten Forschungsgegenstand für Leber- und Suchterkrankungen, insbesondere der Alkoholkonsumstörung. In dieser Arbeit untersuchten wir in einer Kohorte von Patient*innen mit Alkoholkonsumstörungen und alkohol-assoziierten Lebererkrankungen den Zusammenhang zwischen FGF21 und Alkoholkonsum.
Methoden:
Von Mai 2022 bis März 2024 wurden an der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsklinikums Graz 37 Patient*innen mit Alkoholabhängigkeit und alkohol-assoziierten Lebererkrankungen rekrutiert. Es erfolgte eine ausführliche Beschreibung der Ausprägung ihrer Lebererkrankungen. Im analytischen Teil wurde die Korrelationen zwischen ihrer FGF21-Serumkonzentration und der Konzentration von Ethylglucuronid (EtG) im Harn, der monatlichen Trinkmenge, gegebenenfalls der Abstinenzdauer und dem Ergebnis ihres Alcohol Use Disorder Identification Test (AUDIT) berechnet.
Danach wurden die Zusammenhänge in Subgruppen nach Geschlecht, Alter, Stadium und Genese der Lebererkrankung und Höhe der EtG- und AUDIT-Werte untersucht.
Ergebnisse:
In der Gesamtpopulation korrelieren die FGF21-Serumkonzentrationen positiv mit den EtG-Konzentrationen im Harn. Durch die Aufteilung in Gruppen wurde die Stichprobengröße in einigen Fällen stark reduziert ( ≤ 5 Personen), sodass die Ergebnisse als nicht repräsentativ angesehen wurden. Hohe Gruppengrößen wurden in der Analyse nach dem Geschlecht erreicht: Bei Männern zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen FGF21 und EtG (n=25), sowie zwischen FGF21 und der monatlichen Trinkmenge (n=22). Bei Patient*innen mit Lebererkrankungen gemischter Genese (äthyltoxisch und metabolisch) zeigt sich bei einer grenzwertigen Gruppengröße von 6 Personen ebenfalls eine positive Korrelation zwischen FGF21 und EtG.
Interpretation:
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass FGF21 den aktuellen Alkoholkonsum gut abbilden kann. Die monatliche Trinkmenge und der AUDIT-Score spiegeln eher chronisch-akkumulierten Konsum wieder. Hierbei konnte kein Zusammenhang gefunden werden. Des Weiteren weisen die Ergebnisse auf Unterschiede des FGF-Stoffwechsel bzgl. des Geschlechts und den Auslösern der Lebererkrankung hin. Limitiert ist die Arbeit primär durch die geringe Studienpopulation. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die hier beobachteten Zusammenhänge zu bestätigen. |