| Ein Großteil der Beschäftigten ist in ihrem Arbeitsumfeld zunehmend mit digitalisierten Prozessen und neuen Kommunikationstechnologien konfrontiert. Diese Entwicklung begann bereits vor Jahrzehnten, wurde aber in den letzten Jahren, insbesondere bedingt durch die Covid19-Pandemie noch einmal beschleunigt. Während die gesellschaftlichen und ökonomischen Vorteile der Digitalisierung klar auf der Hand liegen, ist es auch wichtig, die Auswirkung der immer stärkeren Nutzung digitaler Technologien auf die Gesundheit der Beschäftigten zu untersuchen. Insbesondere die immer stärker verschwommenen Grenzen (Entgrenzung) zwischen Beruflichem und Privatem könnte negative Konsequenzen auf die mentale Gesundheit haben. Nachdem mehrere internationale Studien bereits auf mögliche nachteilige Auswirkungen zu vermehrter Digitalisierung auf das Stressempfinden aber auch auf die Schlafqualität der Arbeitnehmer*innen hinweisen, ist die Studienlage im deutschsprachigen Raum, insbesondere in Österreich, noch weniger dicht. Das von der Arbeiterkammer Steiermark geförderte Projekt zur Arbeit 4.0 sollte diese und andere Aspekte nun wissenschaftlich untersuchen. In der vorliegenden Arbeit wurden Daten aus dieser Erhebung analysiert. In dieser Stichprobe konnte gezeigt werden, dass Teilnehmer*innen mit höherer Digitalisierung in ihrem Arbeitsalltag mehr von Schlafproblemen (Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, frühes Erwachen) betroffen sind als jene mit niedrigerer Digitalisierung. Das wurde auch schon in Vorgängerstudien beschrieben.
Im Unterschied zur signifikanten Auswirkung der Digitalisierung auf die Insomnie (erhoben mit dem Insomnia Severity Index), zeigte ein weiterer Kernaspekt der Arbeit 4.0, die Entgrenzung, keinen korrelativen Zusammenhang mit dem ISI Gesamtscore. Nur Teilkategorien des ISI (Durschlafstörungen, frühes Erwachen) korrelierten mit dem Ausmaß der Entgrenzung.
In der vorliegenden Stichprobe konnte auch eine signifikante Korrelation der Tagesschläfrigkeit mit Entgrenzung gezeigt werden. Das heißt Personen mit hoher beruflicher Entgrenzung neigten zu erhöhter Tagesschläfrigkeit.
Als Nebenfragestellung wurden Unterschiede in den Geschlechtern analysiert. Dabei zeigten Männer zwar ähnliche Digitalisierungswerte als Frauen, allerdings signifikant höhere Werte bei Durchschlafstörungen und Tagesschläfrigkeit.
Die erhaltenen Ergebnisse sollten die Kenntnisse über gesundheitsbezogene Folgen von Arbeit 4.0 assoziierten Belastungen erweitern und Ansatzpunkte für die weitere Abklärung der oben beschriebenen Zusammenhänge bieten, sowie zur Entwicklung präventiver Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen, die von vermehrter Digitalisierung in ihrem Arbeitsalltag betroffen sind, beitragen.
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