| Hintergrund: Die Todesursache Nr. 1 wird vertreten durch kardiovaskuläre Erkrankungen (KVE), dicht gefolgt von bösartigen Tumorerkrankungen. Eine ausschlaggebende Komponente dieser KVE stellen einerseits die koronare Herzkrankheit als auch das metabolische Syndrom dar; das epikardiale Fettgewebe wurde in diesem Zusammenhang als wissenschaftlich erwiesener Risikofaktor für kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen identifiziert. Eine Untergruppe der KVE wird durch die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie (ARVD/C) vertreten. Diese wurde im Allgemeinen bekannt durch einen plötzlichen Herztod, der vorwiegend bei jungen männlichen Sportler aufgetreten ist. Tumorerkrankungen können zu einem schwerwiegenden Mangelernährungszustand führen, genannt das „Anorexie-Kachexie-Syndrom“. Diese Studie wurde durchgeführt um Veränderungen makro- und mikroskopischer Parameter des menschlichen Herzens im Bezug auf kardiovaskuläre, metabolische und bösartige Tumorerkrankungen zu untersuchen; die Resultate wurden zwischen den Gruppen verglichen, wobei der ARVD/C und dem epikardialen Fettgewebe besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Materialien und Methoden: Über einen Zeitraum von 18 Monaten wurden im Rahmen klinisch-pathologischer Autopsien 41 verstorbene Patienten/innen (Durchschnittsalter 67.8 Jahre ± 14.8; 16 Frauen; 25 Männer) der Studie zugeführt. Herzgewebsproben wurden entnommen, ebenso wie konsekutiv eine anonymisierte Dokumentation der Krankengeschichte, Merkmale des Körperbaus und herzspezifische anatomische Parameter jedes/r Patienten/in erstellt wurde. Die gewonnenen Proben wurden konserviert, aufbereitet (Hämatoxylin-Eosin-Färbung) und lichtmikroskopisch untersucht, ergänzt durch eine computergestützte morphometrische Analyse. Die Studienpopulation wurde in 4 Gruppen aufgeteilt: Tumor, Kardiovaskuläre, Metabolische und Kontrollgruppe. Auf Basis des gesamten gewonnenen Datensatzes wurden statistische Analysen durchgeführt und die Ergebnisse zwischen den Studiengruppen verglichen.
Ergebnisse: Die makroskopische Untersuchung ergab einen signifikanten Unterschied der Herzgewichte (p = .05) im Gruppenvergleich; die Werte metabolischer und kardiovaskulärer Patienten waren erhöht. Die Auswertung der koronaren Arteriosklerose ergab lipoide (45% aller Patienten/innen), verkalkte (22.5%) und hochgradig vulnerable (30%) Plaques, die in allen Gruppen vorkamen; die Letzteren waren jedoch vorwiegend in der kardiovaskulären und metabolischen vertreten. Der mikroskopisch ermittelte Umbau des Myokards durch fibrös-fettiges Gewebe (ARVD/C) wurde in 60% aller histologischen Schnitte entdeckt; von diesen war der rechte Ventrikel am häufigsten (34%), die Vorhöfe gleichmäßig (jeweils 25%) und der linke Ventrikel am wenigsten häufig (16%) betroffen. Die morphometrische Analyse enthüllte einen statistisch signifikanten Unterschied (p = .03) zwischen den Studiengruppen im Bezug auf die Myokardbreite des Areals B (rechter Ventrikel); die kardiovaskuläre Gruppe hatte deutlich erhöhte Werte im Vergleich zur metabolischen und Tumorgruppe. Überraschenderweise war die Epikard-Myokard-Ratio in demselben Areal in der Tumorgruppe signifikant erhöht im Vergleich zur kardiovaskulären und Kontrollgruppe.
Konklusion: Die ARVD/C-charakteristischen mikroskopischen Veränderungen des Myokards wurden in allen Studiengruppen gefunden, vorwiegend im rechten Ventrikel, weswegen wir vermuten, dass diese Erkrankung häufiger sein könnte als bisher angenommen. Die Tumorpatienten/innen dieser Studie lieferten die höchste Epikard - Myokard-Ratio; dieser Ergebnis verlangt nach weiteren Untersuchungen, da die Auswirkungen von Krebserkrankungen auf das menschliche Herz bisher noch nicht ausreichend untersucht worden sind. Die Daten, die in dieser Studie gewonnen wurden, sollen weiteren Studien als Grundlage dienen.
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