| Hintergrund/Ziel: Bis dato wurde das posttraumatische funktionelle Outcome nach Gefäßverletzungen noch nicht zwischen oberer (UE) und unterer Extremität (LE) verglichen. Ziel unserer Studie war es, dieses zwischen den Extremitäten zu vergleichen. Hauptzielgrößen waren das Unvermögen an den präoperativen Arbeitsplatz zurückzukehren beziehungsweise (für Rentner) ein postoperativer Verlust von 10% der Punktzahl des Fragebogens zur Erfassung des motorischen Funktionsstatus (FFB-MOT). Zusätzlich wurden die biomechanischen Eigenschaften der A. subclavia (SA) und A. iliaca communis (CIA) miteinander verglichen. Material & Methoden: Alle Patienten, welche mittels arterieller Rekonstruktion bei Extremitätentraumata inklusive Gefäßläsion an einem Level-I-Traumazentrum und einem kooperierenden Level-III-Traumazentrum zwischen Jänner 2005 und Dezember 2014 behandelt worden waren, wurden bezüglich Studienteilnahme kontaktiert. Der jeweilige Mangled Extremity Severity Score (MESS) und der prä- und postoperative Score des FFB-Mot wurden erhoben. Unfähigkeit zur Wiederaufnahme der posttraumatischen Beschäftigung sowie ein postoperativer Verlust von zumindest 10% der Punktezahl des FFB-Mot (Rentner) wurden als primäre Outcome Größe festgelegt. Als Präparate für den biomechanischen Teil der Studie wurden Arterienpaare (CIA und SA) von erwachsenen Körperspendern gewonnen. Kombinierte Extensions-Inflations-Torsionstests wurden unter variierenden axialen Dehnungen, intraluminalen Drücken und Torsionen durchgeführt. Die gewebeinhärenten Residualspannungen wurden in die Umfangs- und Längsrichtung der Arterien bestimmt. Histologische und mikrostrukturelle Untersuchungen mittels Second-Harmonic-Generation Imaging wurden an den Präparaten durchgeführt. Ergebnisse: Bei den 27 eingeschlossenen Extremitäten war in 14 Fällen die UE und in 13 Fällen die LE traumatisiert. Bezüglich der MESS-Werte gab es keinen Unterschied zwischen UE (5.9; SD: 2.5) und LE (6.2; SD: 2.5). Das primäre Outcome-Event ereignete sich in 52% (14/27) der Fälle, ohne statistisch signifikanten Unterschied (p = 0.45) zwischen den Extremitäten (UE: 43%, 6/14; LE: 62%, 8/14). Jedoch zeigte die Differenz zwischen prä- und posttraumatischen FFB-Mot ein signifikant schlechteres Outcome (p = 0.012) nach Gefäßverletzungen an der LE (Verlust von 31.8%) im Vergleich zur UE (Verlust von 13.3%). In den biomechanischen Untersuchungen wurden 17 SAs und CIAs von 17 Körperspendern eingeschlossen. Die CIA zeigte im Vergleich zur SA höhere Cauchy-Spannungen in Umfangs- und Längsrichtung. Die Residualspannungen in Umfangsrichtung waren signifikant kleiner in der SA als in der CIA bei Messungen nach 30 Minuten und 16 Stunden. Des Weiteren konnte durch die mikrostrukturellen Untersuchungen ein erhöhter Anteil an Kollagenfasern in der CIA festgestellt werden (CIA: 51,4%; SA: 44,3%). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Patienten, welche eine Gefäßverletzung an der LE erleiden, ein schlechteres Outcome als jene mit OE-Gefäßtraumen haben. Die biomechanischen Unterschiede der untersuchten Arterien könnten auf das unterschiedliche biomechanische Umfeld der Arterien zurückgeführt werden. |