| Hintergrund Die vulväre intraepitheliale Neoplasie (VIN) ist eine prämaligne Dysplasie atypischer Keratinozyten im Vulvarepithel. Das bösartige Potenzial der VIN wird auf 8 bis 86% geschätzt. Die Inzidenz des HPV-bedingten Subtyps, der vulvären hochgradigen squamösen intraepithelialen Läsion (vH-SIL), nimmt weltweit zu, insbesondere bei Frauen vor der Menopause. Die chirurgische Entfernung sichtbarer VIN-Läsionen ist der Goldstandard in der Behandlung von VIN/vH-SIL, doch ist sie weder nebenwirkungsfrei, noch bietet sie eine langfristige Sicherheit vor einem Wiederauftreten der Krankheit. Imiquimod 5% Creme wurde als Off-Label-Behandlung bei Patientinnen mit vH-SIL seit mehreren Jahren eingesetzt. Die Creme kann die lokale Immunantwort verändern und die Clearance von hrHPV bewirken. Ziel dieser Diplomarbeit ist es, einen Beitrag zu den zunehmenden Erkenntnissen über die Wirksamkeit, Sicherheit und Nichtunterlegenheit der topischen Imiquimod-Behandlung im Vergleich zur chirurgischen Exzision bei vH-SIL (VIN2-3) Patientinnen zu leisten.
Methoden Diese Diplomarbeit wird im Rahmen der Analyse und Interpretation von Fotodokumentation aus der PITVIN-Studie durchgeführt. Es handelt sich um eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie (RCT), an der 110 Frauen im Alter von 19–82 Jahren mit histologisch gesichertem vH-SIL teilgenommen haben. In dieser Diplomarbeit wurde die Veränderung der Anzahl der Läsionen und der Gesamtfläche der Läsionen (Summe der einzelnen Läsionenflächen, die bei einer Kontrolle vorhanden waren) unter der gegebenen Behandlung (Imiquimod oder Operation) im Verlauf der klinischen Kontrollen gemessen und analysiert. Ferner wurde der Einfluss der Ausgangsläsionsfarbe auf die Wirksamkeit der Behandlung untersucht und bewertet. In der Diplomarbeit wurden insgesamt 68 Patientinnen einbezogen (ohne die restlichen 39 Patientinnen aus der PITVIN Studie aufgrund unvollständiger Daten), wobei die primäre Imiquimod-Gruppe 36 Patientinnen und die primäre chirurgische Gruppe 32 Patientinnen umfasste.
Ergebnisse Bei der Intention-to-treat-Analyse wurde sechs Monate nach der Baseline (bei U6) bei 30/36 (83,3 %) Frauen, die mit topischem Imiquimod behandelt wurden, und bei 28/32 (87,5 %) Frauen nach einem chirurgischen Eingriff ein vollständiges klinisches Ansprechen festgestellt. Die Haltbarkeit nach einem Jahr bei Patientinnen, die als vollständige Responder eingestuft wurden, wurde bei U12 ermittelt, wobei drei weitere Patientinnen in der Imiquimod-Gruppe ein vollständiges Ansprechen entwickelten (33/36) - 91,7 %, und zwei weitere Patientinnen aus der chirurgischen Gruppe (30/32) - 93,8 %. Bei den mit topischem Imiquimod behandelten Patientinnen ging die Zahl der Läsionen nach sechs Monaten (P<0,001) und nach 12 Monaten (P<0,001) im Vergleich zum Ausgangswert statistisch signifikant zurück. Zu Beginn der Behandlung war der Anteil der Patientinnen mit leukoplakischen Läsionen (75 %) und mit pigmentierten Läsionen (25 %) in der Imiquimod-Gruppe und der chirurgischen Behandlungsgruppe gleich. Die Korrelationsanalyse zwischen der Farbe der Läsionen zu Beginn der Behandlung und der Wirksamkeit der Behandlung, die bei der U6 und der U12 in beiden Behandlungsgruppen ermittelt wurde, ist als nicht signifikant (p>0,05) zu werten.
Schlussfolgerung Die primäre topische Behandlung mit 5%igem Imiquimod ist eine wirksame, sichere und nicht unterlegene Alternative zur Operation bei der Behandlung von VIN (vHSIL). Die Ausgangsfarbe der Läsion sollte kein relevantes Kriterium für die Wahl zwischen Imiquimod oder einer Operation als optimale primäre Behandlungsmethode darstellen und ist ein unbedeutender Aspekt für die Wirksamkeit der Behandlung bei vH-SIL-Patientinnen. |