| Schätzungen der World Health Organization zufolge sind weltweit 39 Millionen Menschen erblindet und weitere 246 Millionen im Bereich der schweren Sehbehinderung einzustufen. Aufgrund dieser großen Anzahl von Patienten mit Seheinschränkungen gewann das Forschungsfeld der visuellen Rehabilitation innerhalb der Augenheilkunde zuletzt stark an Bedeutung. Eine der häufigsten Ursachen für schwere Seheinschränkungen und Blindheit in mittleren Erwachsenenalter ist in industrialisierten Ländern die Krankheit Retinitis Pigmentosa (RP). Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von vererbten Störungen, die zu einer Degeneration der Stäbchen- und Zapfen-Photorezeptoren führen. Derzeit existiert kein kurativer Heilungsansatz um diesen degenerativen Prozess zu anzuhalten und viele RP Patienten verbleiben für lange Zeit schwer sehbehindert. Aus diesem Grund wurde RP ausführlich untersucht um innovative therapeutische Lösungsansätze wie den des künstlichen Sehens zu erforschen. Gerade in diesem Forschungsfeld spielt die Dokumentation von Seh-Verbesserungen oder -Verschlechterungen eine wichtige Rolle. Das primäre Ziel der visuellen Rehabilitation ist die Verbesserung der Lebensqualität. Allerdings stellt die Messung von visuellen Funktionen nur einen einzelnen Aspekt dar, der zur reduzierten Lebensqualität beiträgt. Aus diesem Grund wurden Funktionstests entwickelt, mit welchen verschiedenste Aspekte von funktionelle Sehfähigkeiten bei schwer seheingeschränkten Patienten ermittelt werden können.
Das Ziel dieser Diplomarbeit war nicht nur eine systematische Literaturrecherche, es sollten ebenfalls die funktionellen Aspekte, die mit schweren Sehbehinderungen einhergehen, hervorgehoben werden. Für das Verständnis der Rehabilitationsprozesse bei RP werden im ersten Teil dieser Arbeit die Prinzipien der visuellen Funktion, der funktionellen Aspekte von schweren Seheinschränkungen und die Entwicklung von Funktionstests behandelt. Der zweite Teil stellt eine ausführliche Literaturrecherche des derzeitigen Wissenstandes über RP aus klinischer Sicht dar.
Für diese Diplomarbeit wurde die vorhandene Literatur aus wissenschaftlichen Publikationen, Fachbüchern und legitimen Internetquellen analysiert. Die PubMed Datenbank wurde auf die Stichwörter „retinitis pigmentosa”, “low vision”, “visual function”, “functional vision”, “orientation” and “mobility” hin durchsucht. Referenzierte Publikationen innerhalb dieser Quellen wurden ebenfalls begutachtet. Von dieser breiten Auswahl wurden nur relevante Publikationen für das Verfassen dieser Diplomarbeit verwendet. |
