| Einleitung: Das Bardet-Biedl Syndrom ist eine autosomal rezessive Erbkrankheit, die durch Retinadystrophie, Polydaktylie, Übergewicht, Intelligenzminderung, Hypogonadismus und Nierenfunktionsstörungen charakterisiert ist. Sie gehört zur Gruppe der Ziliopathien, da Defekte im primären Zilium zur Ausbildung der Erkrankung führen. 24 Gene sind bisher als krankheitsverursachend bekannt. Methoden: Zwei konsanguine pakistanische Familien wurden molekulargenetisch untersucht, um die kankheitsverursachenden genetischen Veränderungen zu bestimmen. Zuerst wurden die beiden häufigsten mutierten Gene (BBS1 und BBS10) mittels Mikrosatelliten auf Homozygotie untersucht. Beide betroffenen Individuen wurden dann mittels Whole Exome Sequencing sequenziert und die Segregation der krankheitsverursachenden Variante innerhalb der Familie durch Sanger Sequenzierung bestätigt. Resultate: Bei beiden Betroffenen wurde eine bereits beschriebene homozygote Deletion c.299delC in BBS9 identifiziert, die zur Verschiebung des Leserasters und zu einem vorzeitigen Abbruch der Proteinbiosynthese führt (p.Ser100Leufs*24). Da der Genomabschnitt, der diese Veränderung trug, bei beiden Individuen ident war, wurde die weiter zurückreichende Abstammung beider Familien erkundet und Hinweise auf eine mögliche Verwandtschaft mit dem Stamm der Khaisoori gefunden. Diskussion: Das Bardet-Biedl Syndrome ist eine phänotypisch und genotypisch sehr variable Erkrankung. Die beiden betroffenen Individuen dieser Studie zeigen trotz identem Genotyp eine unterschiedlich schwere Ausprägung der Erkrankung, insbesondere in Hinsicht auf den Grad der Intelligenzminderung. Diese Studie erweitert den Bestand der klinischen und genetischen Beschreibung des Bardet-Biedl Syndroms und beschreibt eine mögliche „Gründermutation“ im Khaisoori Stamm, die bei der molekulargenetischen Diagnostik betroffener Individuen zu berücksichtigen ist. |