| Einführung
Implantatsysteme aus Titan gelten heutzutage als Goldstandard in der zahnärztlichen Implantologie. Jedoch gibt es zunehmend Berichte über Fälle von Titanunverträglichkeiten. Diese Unverträglichkeitsreaktion kann zu lokalen Entzündungsgeschehen, einer sogenannten Periimplantitis, bis hin zum Implantatverlust führen. Nach dem Setzen von Titan-Implantaten kommt es in der Regel zu einer sofortigen Oxidierung der Implantatoberfläche, was dem Material einen inerten Charakter verleiht. Dennoch sind in periimplantären Geweben Titanpartikel. Diese werden von umliegenden Gewebsmakrophagen aufgenommen und rufen individuell eine Entzündungsreaktion im Sinne von Unverträglichkeitsreaktionen hervor.
Ziel dieser Arbeit ist die Erhebung der Datenlage hinsichtlich Mechanismen und Auswirkungen von Titanunverträglichkeiten in der zahnärztlichen Implantologie, um ein besseres Verständnis für diese Problematik zu entwickeln und mögliche Alternativen bzw. Möglichkeiten zur Risikominimierung aufzuzeigen. Weiters wurde ein PatientInnenkollektiv, bei dem zur Abklärung einer fraglichen Titanunverträglichkeit Titanstimulationstests durchgeführt wurden, mittels Fragebögen zu deren Beweggründen für die Austestung und klinische Symptome befragt.
Material und Methodik
PatientInnen, welche sich im Vorfeld bereits an der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit Graz einer Blutabnahme für die anschließende Titanunverträglichkeitstestung durch das IMD-Labor Berlin unterzogen haben, wurden für die prospektive Fragebogenanalyse telefonisch kontaktiert. Die Ergebnisse der Titanunverträglichkeitsmessung wurden im Anschluss retrospektiv in die Datenauswertung miteingebunden.
Die Befragung erfolgte im Zeitraum Jänner 2024 bis Juni 2024 an der klinischen Abteilung für orale Chirurgie und Kieferorthopädie.
Ergebnisse
Die Auswertung der Daten von 28 PatientInnen zeigte keinen direkten Zusammenhang von Implantatverlusten mit einem positiven Stimulationstestergebnis, da nur 25% (n=1) der PatientInnen mit einem Implantatverlust positiv getestet wurden. Die Anzahl der ausgewerteten Tests ist zu gering, um hieraus eindeutige Rückschlüsse ziehen zu können.
In der Literatur ist die Datenlage kontrovers und eine Austestung wird lediglich bei vorliegendem klinischem Verdacht auf eine Titan-Unverträglichkeit empfohlen.
Weiters geht aus der Literatur hervor, dass bei Vorliegen eines klinischen Verdachts bzw. einem positiven Testergebnis auf eine Titanunverträglichkeit die Anwendung von Implantaten aus Zirkoniumdioxid eine Alternative darstellt.
Diskussion
Titanimplantate gelten als erfolgreiche Methode zum Zahnersatz, jedoch leiden 20-40 % der Patienten an periimplantären Entzündungen oder Implantatverlusten, oft bedingt durch Risikofaktoren wie Diabetes Mellitus, Osteoporose, Rauchen oder unzureichende Mundhygiene. Eine individuelle Risikobewertung ist daher entscheidend, um den Erfolg der Implantatversorgung zu maximieren. Obwohl Unverträglichkeiten gegenüber Titan in Betracht gezogen werden sollten, sind die gängigen Testverfahren wie der Lymphozytentransformationstest (LTT) laut Leitlinien wenig aussagekräftig. Eine Studie zeigte, dass die Mehrheit der Patienten mit Implantatverlusten negative Testergebnisse hatten. Ein positives Ergebnis stellt keine absolute Kontraindikation dar, sondern erfordert engmaschige postoperative Kontrollen und alternative Therapieansätze, um Entzündungsreaktionen zu verhindern.
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