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Bibliografische Informationen
 Verletzungen der Mund- und Gesichtsregion im österreichischen Eishockeysport - Einfluss präventiver Maßnahmen auf das Verletzungsrisiko  
 Einführung



Eishockey gilt als ein Sport mit sehr hohem Verletzungsrisiko. Nicht nur die ho-hen Geschwindigkeiten, welche durch Spieler*innen und Puck erreicht werden, sondern auch der erlaubte Körperkontakt in Form von Bodychecks sorgen für eine dauerhaft existente Verletzungsgefahr. Das in den höchsten österreichischen Eishockeyligen angewendete Regelwerk schreibt, wie in jeder professionellen Eishockeyliga, den Spieler*innen eine genau definierte, verpflichtende Schutzausrüstung vor, welche den gesamten Körper umfasst. Der getragene Gesichtsschutz ist jedoch, für fast alle männlichen Spieler ab 18 Jahren, frei wählbar, wodurch zum Schutz des Kopfes zwar ein Helm, jedoch weder ein Vollvisier, noch ein Zahnschutz als verpflichtend gelten. Dieser Umstand gibt Anlass dazu, die Effizienz dieser optionalen Schutzausrüstung nähergehend zu untersuchen. Ebenso sollen Aussagen über die Häufigkeit verschiedener Verletzungsarten, den Verletzungshergang und über die Hintergründe eines Verzichts auf optiona-le Schutzausrüstung getroffen werden.



Material und Methodik



Zur Erhebung der benötigten Daten wurde ein Online-Fragebogen an Eishockeyspieler*innen aus ganz Österreich ausgesandt und anschließend ausgewer-tet.



Ergebnisse/Diskussion



Die statistische Auswertung des Online-Fragebogens ergab ein 2,1-fach erhöhtes Verletzungsrisiko der Mund- und Gesichtsregion für Halbvisierträger*innen gegenüber Vollvisierträger*innen. Einem Zahnschutz wies diese Studie jedoch nur eine insignifikante, bis gar keine Wirkung nach. Dies steht im starken Kontrast zu anderen, ähnlich ausgelegten Studien, welche einem Zahnschutz im Sport eine Verletzungsreduktion um das bis zu 9-fache zuschreiben.

Die Gründe für einen freiwilligen Verzicht auf optionale Schutzausrüstung des Mund- und Gesichtsbereichs zentrieren sich einerseits um eine Einschränkung der Atmung, der Sicht und der Kommunikationsmöglichkeiten, andererseits um Gruppendynamische Aspekte wie „Coolness“ oder „Üblichkeit“.

Die am häufigsten auftretenden Verletzungen sind Schnittverletzungen (31%), an zweiter Stelle stehen dentale Traumen (23,5%). Als Verletzungsursache gilt am häufigsten der Kontakt mit einem Schläger (32,3%). Der Kontakt mit dem Puck (26,3%) oder ein Check durch einen gegnerischen Spieler (18,9%) stellen den zweit- und dritthäufigsten Verletzungshergang dar.

Weiters lässt sich aus den erhobenen Daten kein Zusammenhang zwischen Spielposition und Verletzungswahrscheinlichkeit oder -hergang feststellen. In Bezug auf die Einschätzung der Problematik von Mund- und Gesichtsverletzungen im Eishockeysport zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Befragten dies als ein geringes Problem einstufen. 72,2% dieser Teilnehmer*innen tragen kein Vollvisier.



Konklusion



Anhand der in dieser Studie erhobenen Daten lässt sich eine signifikante Verletzungsreduktion durch das Tragen eines Vollvisiers feststellen. Im Gegensatz zu zahlreichen vergleichbaren Forschungsarbeiten, welche dessen Wirksamkeit eindeutig belegen, weist diese Studie einem Zahnschutz keine signifikante Wirksamkeit im Zusammenhang mit Mund- und Gesichtsverletzungen nach. Der freiwillige Verzicht auf zusätzliche Schutzmaßnahmen der Mund- und Gesichtsregi-on basiert entweder auf Einschränkungen während des Sports, oder einem gruppendynamischen Aspekt.

Um die Prävalenz von Zahntraumen im Eishockeysport zu senken, liegt es zu einem gewissen Teil in der Verantwortung von Zahnärzt*innen, gefährdete Patient*innen besser und umfangreicher über die Zahnmedizinischen Risiken ihrer sportlichen Betätigung, aber auch über die entsprechenden präventiven Maßnahmen aufzuklären. Ebenso sollte von Seiten der jeweiligen Liga häufiger auf die Bedeutung und Wirksamkeit optionaler Schutzmaßnahmen aufmerksam ge-macht werden, um den Bereitschaftsgrad für das vermehrte Tragen von Zahnschutz und Vollvisier zu erhöhen. Abschließend bleibt zu sagen, dass nicht nur die Verletzungsprävention, sondern auch die zahnmedizinische Akutversorgung oft mangelhaft ist. Diverse Studien belegen, dass das Wissen über die korrekte Versorgung von akuten Zahntraumen unter Zahnärzt*innen bedeutend geringer ist, als im Vergleich zu anderen Behandlungen. Um den betroffenen Patient*innen also eine adäquate Versorgung gewährleisten zu können, besteht auch in der Lehre Verbesserungsbedarf.

 
   
 
 2024  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Jellen, Clemens
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit
 UO 203 Zahnmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Arefnia, Behrouz; Univ. ZA Dr.scient.med. Dr.med.dent. MSc
  Payer, Michael; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.med.dent.et scient.med.