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Bibliografische Informationen
 Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Asthma Bronchiale  
 Asthma ist eine der häufigsten chronisch entzündlichen Lungenerkrankungen, von der Menschen in allen Altersgruppen überall auf der Welt betroffen sind. Die Krankheit ist vor allem durch eine chronische Entzündung der Atemwege, die meist durch eine obstruktiv-reversible Bronchokonstriktion mit bronchialer Hyperreaktivität, und den damit verbundenen „asthma-typischen“ Symptomen gekennzeichnet. Weltweit steigt die Inzidenz an Asthma zu erkranken stetig an. Während im Kindesalter Jungen häufiger an Asthma erkranken als Mädchen, dreht sich dieses Verhältnis im Erwachsenenalter durch fluktuierende Hormonspiegel, vor allem von Östrogen und Progesteron um, und mehr Frauen als Männer sind betroffen. Im fünften Lebensjahrzehnt steigt die Prävalenz von Asthma bei Männern wieder an, wenn ein Rückgang des Testosteronspiegels zu beobachten ist. Dies lässt unter anderem auf den Einfluss den Sexualhormone auf die Erkrankung haben rückschließen. Fluktuierende hormonelle Einflüsse wie beispielsweise während der Menstruation, einer Schwangerschaft oder in der Menopause, können sich unterschiedlich auf den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität bei Frauen auswirken. Häufig sind die Beschwerden stärker ausgeprägt und das Risiko für Exazerbationen steigt durch Hormonschwankungen. Es ist daher wichtig diese Aspekte vor allem beim Management und der Therapie von Asthma bronchiale zu berücksichtigen.

Asthma ist ebenfalls ein komplexes Zusammenspiel aus Genetik und Umwelt. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind daher nicht nur auf endo- und exogene Hormone und deren Zyklen zurückzuführen. Auch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse scheinen eine wesentliche Rolle in Bezug auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Asthma zu spielen, jedoch gibt es in dieser Hinsicht noch eine Reihe unbeantworteter Forschungsfragen.

In diesem narrativen Literaturreview werden kurz die pathophysiologischen Grundlagen von Asthma bronchiale beschrieben und ein grober Überblick über die Diagnostik und Therapie gegeben, wobei hier auch die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern erörtert werden. Danach befasst sich die Arbeit genauer mit der aktuellen Literatur zu den unterschiedlichen hormonellen Einflüssen bei Frauen und Männern in Bezug auf die Erkrankung und den damit verbundenen geschlechts-spezifischen Unterschieden hinsichtlich Prävalenz, Krankheitsverlauf, Diagnostik, Therapie und Auswirkungen auf die Lebensqualität.

In den meisten Arbeiten zu diesem Thema wird dem Sexualhormon Östrogen ein proinflammatorischer Effekt zugeschrieben, wohingegen Testosteron protektive Eigenschaften aufweist, was unter anderem die unterschiedliche Altersprävalenz erklären könnte. Einige Studien weisen jedoch auch auf einen womöglich positiven und protektiven Einfluss, den Östrogen auf den Entzündungsprozess, und damit auf den Krankheitsverlauf haben kann, hin. Viele Frauen erleben während der Menstruation oder einer Schwangerschaft, in denen es zu teils starken Hormonschwankungen kommen kann, eine Veränderung bezüglich ihrer Symptomatik und Asthmakontrolle. Das Risiko an „late-onset asthma“ zu erkranken, eine Art von Asthma, welches oftmals schwer zu behandeln ist, steigt vor allem bei (peri-) menopausalen Frauen stark an.

Welchen Einfluss äußerlich zugeführten Hormone, wie zum Beispiel bei hormoneller Kontrazeption oder einer Hormonersatztherapien in der Menopause oder bei einer Geschlechteranpassung von Transgenderpersonen haben, ist nicht eindeutig geklärt und weiterhin unter Forschenden umstrittenen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein großer Forschungsbedarf besteht, um die verschiedenen Zusammenhänge zwischen der Erkrankung, den Hormonveränderungen und dem biologischen Geschlecht genauer zu verstehen, und damit das Asthmamanagement für Frauen und Männer, aber auch für transgeschlechtliche Menschen, individuell anpassen zu können. Ebenfalls bedarf es weiteren Langzeitstudien, die beispielsweise speziell für Frauen mit schwerem Asthma oder für Frauen während der Menopause ausgelegt sind. Zusätzlich sollten in Zukunft auch Guidelines bei Therapieempfehlungen vermehrt auf die geschlechts-spezifischen Unterschiede eingehen.  
 Asthma; geschlechtsspezifische Unterschiede; Gender  
 
 2024  
   Volltext downloaden
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Gattringer, Lena; B.A.
Betreuende Einrichtung / Studium
  Lehrstuhl für Pharmakologie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Böhm, Eva; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr.rer.nat.