Loading
Medizinische Universität Graz   Hilfe

Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

Wichtigste Meldungen anzeigenMeldungsfenster schließen
Bibliografische Informationen
 Subjektive Empfindung von Stigmatisierung psychisch kranker Patient*innen in der Hausarztpraxis – Darstellung der aktuellen Problematik in der medizinischen Primärversorgung  
 Einleitung:
Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen stellt eine entscheidende Barriere in der erfolgreichen Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen dar. Allgemeinmediziner*innen agieren für die meisten Patient*innen häufig als erste Verbindungsstelle mit dem Gesundheitssystem. Vor diesem Hintergrund untersuchte diese Arbeit Unterschiede in der subjektiv empfundenen Stigmatisierung zwischen Patient*innen mit einer psychischen Erkrankung und gesunden Kontrollpersonen im Rahmen des Hausarztbesuches. Krankheitsspezifische Unterschiede in der empfundenen Stigmatisierung wurden analysiert. Beziehungen zwischen der Selbsteinschätzung der Gesundheit und subjektiv empfundener Stigmatisierung, sowie Beziehungen zwischen Gesundheitsverhalten und empfundener Stigmatisierung wurden untersucht.

Methoden:
Diese Querschnittsstudie nutzte einen Fragebogen, der Fragen zu soziodemografischen Daten, zum Angebot medizinischer Leistungen, zur Zufriedenheit mit den angebotenen medizinischen Behandlungen durch Hausärzt*innen, zum Gesundheitsverhalten, zur Selbsteinschätzung der mentalen und physischen Gesundheit, zur Selbsteinschätzung der „generellen Gesundheit“, zur Selbsteinschätzung des Schweregrades der psychischen Erkrankung und zur subjektiv empfundenen Stigmatisierung während eines Hausarztbesuches enthielt. Die Teilnehmer*innen wurden entsprechend der Frage, ob bei ihnen in den letzten 10 Jahren eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde oder nicht, zunächst in zwei Gruppen eingeteilt (psychische Erkrankung versus keine psychische Erkrankung). Weiters enthielt der Fragebogen Fragen zur spezifischen psychiatrischen Diagnose zur Analyse von krankheitsspezifischen Unterschieden in der empfundenen Stigmatisierung, woraufhin Menschen mit psychischen Erkrankungen in eine Gruppe mit affektiven Störungen und eine Gruppe aus allen anderen psychiatrischen Krankheitsbildern zusammengefasst wurden. Die Analysen erfolgten mit dem Statistikprogramm IBM SPSS 26. Es wurde ein Signifikanzniveau von 5% (p = .05) angenommen.

Ergebnisse:
Die Ergebnisse dieser Studie zeigten keinen signifikanten Unterschied in der empfundenen Stigmatisierung zwischen den zwei Gruppen (psychische Erkrankung versus keine psychische Erkrankung), kontrolliert für das Geschlecht. In der Untergruppe der Patient*innen mit einer affektiven Störung zeigte sich eine signifikante positive Korrelation zwischen der empfundenen Stigmatisierung und der Selbsteinschätzung der Gesundheit, während sich keine signifikante Korrelation innerhalb der Teilnehmer*innen mit einer anderen psychischen Erkrankung sowie innerhalb der psychisch gesunden Personen zeigte. Weiters fanden wir unter allen Studienteilnehmer*innen eine negative signifikante Korrelation zwischen der Compliance und der empfundenen Stigmatisierung.

Diskussion:
Die empfundene Stigmatisierung korrelierte signifikant mit der Compliance aller Studienteilnehmer*innen, als auch der Selbsteinschätzung der Gesundheit in der Gruppe der Teilnehmer*innen mit einer affektiven Störung. Folglich sollte in der weiteren Forschung sowie in geplanten Interventionen ein Fokus auf die Reduzierung von selbst empfundener Stigmatisierung im Primärversorgungsbereich gelegt werden. Frühere Studien zeigten bereits, dass empfundene Stigmatisierung im Gesundheitsbereich zu einer Zunahme der Schwere der depressiven Symptomatik beitragen kann. Wir konnten in dieser Studie auch den Zusammenhang mit der Compliance aufzeigen. Es ist entscheidend, mögliche Barrieren zur Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu identifizieren und damit die negativen Auswirkungen auf Lebensqualität und Lebenserwartung der Patient*innen mit affektiven Störungen zu minimieren.  
 Stigmatisierung; Primärversorgung; affektive Störung; Gesundheitsverhalten; psychische Erkrankungen; Compliance;  
 
 2022  
   Volltext downloaden
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Rabl, Anna
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Reininghaus, Eva; Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ.et scient.med. MBA
  Lenger, Melanie; Dr.rer.nat.