| Helicobacter pylori (H. pylori) ist ein karzinogenes Bakterium, das bei der Hälfte der Weltbevölkerung den Magen besiedelt. Das Bakterium nutzt zahlreiche Strategien, um die Immunität in der Schleimhaut zu dämpfen und so seine Persistenz im Magen zu erleichtern. Diese Persistenz-Strategien scheinen mit der Karzinogenese verknüpft zu sein, denn eine geschwächte Immunität kann Krebsentstehung begünstigen, indem transformierte Zellen der Immunerkennung entgehen und sich ungehindert zu einer Malignität entwickeln können. In diesem Zusammenhang hat unsere Forschungsgruppe zuvor Hinweise darauf gefunden, dass H. pylori das NKG2D System, ein wichtiges System zur Erkennung von Schleimhautstress, manipulieren könnte. NKG2D-Liganden werden von Epithelzellen während einer Infektion oder malignen Transformation exprimiert und können über den Rezeptor NKG2D von natürlichen Killerzellen (NK) und zytotoxischen T-Lymphozyten (CTLs) erkannt werden. Die Rezeptor-Liganden-Bindung aktiviert die Zytotoxizität der Lymphozyten, was zur Eliminierung der Liganden-exprimierenden Zellen führt. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob und wie H. pylori das NKG2D-System beeinflusst. Die Analyse von menschlichem Magengewebe zeigte, dass NKG2D-exprimierende Zelltypen bei H. pylori-Gastritis trotz starker Immuninfiltration nicht induziert wurden. Bei Gastritis war auch die Genexpression des Rezeptors NKG2D geringer, während die Gen- und Proteinexpression von NKG2D-Liganden im Vergleich zum gesunden Zustand erhöht war, was auf eine Fehlregulation des NKG2D-Systems hinweist. Verschiedene Zellkultur-Experimente ergaben, dass H. pylori die Transkription und proteolytische Freisetzung von NKG2D-Liganden in Magenepithelzellen induziert und, dass diese Effekte mit den H. pylori-Virulenzfaktoren CagA und VacA verbunden sind. Schließlich konnte durch die Verwendung einer NK-Zelllinie gezeigt werden, dass die löslichen NKG2D-Liganden, welche von H. pylori-infizierten Zellen freigesetzt werden, tatsächlich die zytotoxische Aktivität von Effektor-Immunzellen dämpfen. Zusammenfassend beschreibt diese Studie eine bisher unerkannte Methode der Immun-Manipulation durch H. pylori. Diese Immun-Umgehungs-Strategie könnte die bakterielle Persistenz erleichtern und darüber hinaus die Entstehung von Magenkrebs begünstigen. Diese Ergebnisse liefern neue Einblicke in die Wechselwirkungen von Schleimhaut-Pathogenen mit dem Immunsystem des Wirts und erweitern unser Verständnis der Immun-Umgehungs-Mechanismen von Tumoren, was die Entwicklung von zukünftigen Immuntherapie-Ansätzen vorantreiben könnte. |