| Die Lehrlingsausbildung ist ein zentraler Bestandteil der Fachkräftesicherung bei der voestalpine Stahl Donawitz GmbH. Angesichts des demografischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels gewinnt ein gesundheitsförderndes und attraktives Arbeitsumfeld weiter an Bedeutung. Um gezielte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung entwickeln zu können, wurde im Ausbildungsjahr 2024/25 eine umfassende Lehrlingsgesundheitsbefragung am Standort Donawitz durchgeführt. Ziel war es, den Gesundheitszustand der Lehrlinge mit bundesweiten Vergleichsdaten zu bewerten und unternehmensspezifische Bedarfe zu erheben.
Die Befragung erfolgte online und kombinierte standardisierte Fragen der bundesweiten Lehrlingsgesundheitsbefragung 2021/22 der GÖG mit einem standortspezifischen Teil zur Gesundheitsförderung und Kommunikation. 114 Lehrlinge (70 % Rücklaufquote) aus vier Lehrjahren nahmen teil.
Ergebnisse:
Die Mehrheit der Lehrlinge schätzt ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein (85 % der männlichen, 82 % der weiblichen). Dennoch zeigen sich relevante gesundheitliche Herausforderungen: Rund 70 % hatten im letzten Jahr verletzungsbedingte Arztkontakte, 20 % der männlichen und 30 % der weiblichen Lehrlinge berichten von chronischen Erkrankungen. Hörprobleme sowie Fehlsichtigkeit sind verbreitet, werden jedoch teils nicht medizinisch abgeklärt. Ein auffälliges Missverhältnis zeigt sich zwischen objektivem Übergewicht (30–40 %) und subjektiver Körperwahrnehmung (v. a. bei weiblichen Lehrlingen mit 60 % Unzufriedenheit).
Das Gesundheitsverhalten ist insgesamt positiv: Über die Hälfte der Befragten ist regelmäßig körperlich aktiv, und ein Drittel ernährt sich täglich mit Obst/Gemüse. Zahngesundheit und Hygiene sind sehr gut ausgeprägt. Problematisch ist der hohe Konsum von Nikotinprodukten (nahezu 100 %), insbesondere Snus und Nikotinsäckchen. Alkohol und Cannabis werden hingegen seltener konsumiert. Die Mehrheit der sexuell aktiven Lehrlinge verhütet zuverlässig.
Die psychosozialen Gesundheitsdeterminanten sind überwiegend günstig: Die finanzielle Familiensituation wird positiv eingeschätzt, das Betriebsklima als angenehm empfunden. Zufriedenheit mit Lehre und Berufsschule ist hoch. Belastungen durch Lärm, langes Stehen und Staub sind häufig, ebenso wie eine intensive Nutzung digitaler Medien: Fast 50 % nutzen das Smartphone über fünf Stunden täglich. Hinweise auf Cybermobbing (4–10 %) und körperliche Konflikte bestehen. Die Impfbereitschaft ist mit 75 % hoch, jedoch wünschen sich viele Lehrlinge bessere Informationsangebote.
Im unternehmensspezifischen Teil zeigte sich, dass sich die Mehrheit der Lehrlinge gut über Gesundheits- und Sicherheitsanliegen informiert fühlt. Besonders geschätzt werden das „Lehrlingsturnen“ sowie bekannte Maßnahmen wie das Hautschutzkonzept, die Aktion „Apfelkorb“ und Korrektionsschutzbrillen. Rund 55 % wünschen sich zusätzliche Workshops zu Ernährung und körperlicher Fitness. Die Informationsweitergabe erfolgt primär über die voestalpine-App und die Betriebsratszeitung. Die tägliche Verpflegung erfolgt meist über betriebliche Angebote.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt positives Bild von Gesundheitszustand und Lebenszufriedenheit der Lehrlinge am Standort Donawitz. Stärken liegen in der körperlichen Aktivität, Zahngesundheit und sozialen Einbindung. Gleichzeitig bestehen Herausforderungen wie Übergewicht, hoher Nikotinkonsum und intensive Mediennutzung, insbesondere bei weiblichen Lehrlingen ein höheres Stressempfinden. Die hohe Akzeptanz bestehender Maßnahmen und der Wunsch nach weiteren gesundheitsbezogenen Angeboten unterstreichen die Bedeutung kontinuierlicher Gesundheitsförderung zur Stärkung des Wohlbefindens und zur langfristigen Bindung der Lehrlinge an das Unternehmen.
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