| Das menschliche Mikrobiom ist ein komplexes Netzwerk aus einer Vielzahl von
Mikroorganismen, die miteinander und mit ihrem Wirt interagieren, sowie deren funktionellen
Aktivitäten. Die Entwicklung beginnt in der perinatalen Phase, wobei die bedeutendsten
Initiierungs- und Strukturierungsprozesse in den ersten Lebensjahren stattfinden. Da das
Mikrobiom jedoch hochgradig dynamisch ist, passt es sich nicht nur an verschiedene
Körperstellen und deren Umgebungen, sondern auch an Veränderungen im Laufe des Lebens
an. Diese kumulierte Dissertation behandelt diese Dynamiken in drei Publikationen:
1) Eine bedeutende Veränderung, die der weibliche Körper durchlaufen kann, ist eine
Schwangerschaft. Wir haben die Dynamiken untersucht, die das orale und urogenitale
Mikrobiom während der Schwangerschaft und in der postpartum Phase erleben. Wir
zeigten, dass sich das orale Mikrobiom während der Schwangerschaft deutlich
verändert, was möglicherweise orale Gesundheitsprobleme begünstigt, sich jedoch
innerhalb eines Monats nach der Geburt wieder erholt. Im Gegensatz dazu durchläuft
das urogenitale Mikrobiom nach der Geburt eine stärkere Umstrukturierung, nachdem
es während der Schwangerschaft eine vorteilhafte, Lactobacillus-dominierte
Zusammensetzung angenommen hatte.
2) Die zweite Publikation befasst sich mit der Initiierung der Entwicklung des
Darmmikrobioms bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht. Sie vergleicht
die Auswirkungen verschiedener Regime, einschließlich Fütterungspraxis,
Antibiotikagabe und Probiotika-Verabreichung. Wir kamen zu dem Schluss, dass eine
kombinierte Strategie aus der Gabe von Muttermilch und der Verabreichung des
probiotischen Bifidobacterium longum subsp. infantis NCDO 2203, eventuell
zusammen mit anderen probiotischen Lactobacillus-Stämmen, eine vielversprechende
Strategie darstellt. Diese Kombination nutzt die Synergien zwischen probiotischen
Mikroben, deren Wachstum durch die präbiotischen Nährstoffe in der Muttermilch
unterstützt werden, und hilft dabei, potenziell pathogene Mikroorganismen zu
übertreffen.
3) Auch für die Entwicklung sowohl des oralen als auch des Darmmikrobioms im ersten
Lebensjahr ist Muttermilch ein Schlüsselfaktor, dessen Einfluss den des Geburtsmodus
übersteigt. Das Mikrobiom gestillter Kinder zeigten Phasen ausgeprägter Entwicklung, während nicht gestillte Säuglinge eine frühere und graduellere Reifung aufwiesen.
Dieser Effekt war im oralen Mikrobiom stärker ausgeprägt als im Darmmikrobiom. Ein
weiterer Aspekt der Mikrobiomreifung war der abnehmende Einfluss spezifischer Taxa
vom oralen zum Darmmikrobiom. |