| Hintergrund Humane Milch Oligosaccharide (HMOs) sind bioaktive Glykane, die in der Muttermilch in hoher Konzentration vorkommen. Frühere Studien haben gezeigt, dass HMOs schon in frühen Stadien der Schwangerschaft nachgewiesen werden können und eine Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit während der Schwangerschaft für Mutter und Fötus spielen können. Die Frühgeburt und die daraus resultierenden Komplikationen gehören nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen bei Neugeborenen weltweit. Die Zahl der Frühgeburten steigt in fast allen Ländern an, die Gründe für den Anstieg sind vielfältig und in vielen Fällen unbekannt.
Hypothese Zahlreiche Effekte von HMOs auf die Gesundheit von Mutter und Neugeborenen sind bekannt. Wir stellen die Hypothese auf, dass HMOs, - präbiotische, antiinflammatorisch wirkende und das Immunsystem beeinflussende Glykane - die bei der werdenden Mutter in Blut und Urin nachweisbar sind, das Risiko für Frühgeburtlichkeit beeinflussen können. Um diese Hypothese zu überprüfen, untersuchten wir Fälle, die nicht durch Infektionen oder Vorerkrankungen der Mutter, welche mit vorzeitigen Wehen assoziiert sind, erklärt werden können. Material und Methoden Wir rekrutierten 60 schwangere Frauen, die im Zeitraum der 23. bis 34. Schwangerschaftswoche aufgrund vermeintlicher vorzeitiger Wehentätigkeit untersucht wurden. Die Patientinnen wurden nach der Untersuchung mittels Kardiotokogramm (CTG), transvaginaler Sonografie sowie abgenommener Blut- und Harnproben in Fälle (n=33) mit nachgewiesener Wehentätigkeit und Kontrollen (n=27) ohne Wehentätigkeit eingeteilt. Aus den abgenommenen Blut- und Harnproben wurden die HMOs zuerst isoliert und danach mittels High Performance Liquid Chromatography (HPLC) quantifiziert.
Ergebnisse Wir konnten Konzentrationsunterschiede bei den HMOs im Serum der analysierten Gruppen (verkürzte Zervix vs. normale Zervixlänge, Tokolyse vs. keine Tokolyse, Frühgeburt vs. reif geboren) feststellen. Zusätzlich fanden wir einen Zusammenhang zwischen sialylierten HMOs, insbesondere 3’-Sialyllactose (3’SL) und 6’-Sialyllactosamin (6’SLN), mit Frühgeburtlichkeit, verkürztem Gebärmutterhals und erhöhten Entzündungswerten. Der Zusammenhang mit Frühgeburtlichkeit war innerhalb der Fälle sogar noch verstärkt.
Diskussion Der hier gefundene Zusammenhang der Serumkonzentration von sialylierten HMOs mit erhöhten Entzündungswerten, verkürztem Gebärmutterhals und Frühgeburtlichkeit weist auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für entzündungs-vermittelte Frühgeburten hin. Ob sich spezifische HMO im mütterlichen Blut tatsächlich als Biomarker eigenen können, muss in entsprechen geplanten prospektiven Studien überprüft werden. |