| Hintergrund
In Österreich steht jede fünfte Konsultation in der Primärversorgung in Zusammenhang mit nicht-medizinischen Gesundheitsfragen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde das Konzept des Social Prescribing eingeführt. Dabei verweisen Ärzt*innen neben der traditionellen medizinischen Behandlung auf nicht-medizinische Unterstützungsangebote, die über eine sogenannte Fachkraft mit Link Working-Funktion koordiniert werden. Ziel ist es, das körperliche, emotionale und soziale Wohlbefinden der Patient*innen zu stärken. Die Bandbreite der Angebote umfasst Gemeinschaftsaktivitäten wie Sportgruppen, Kunstprojekte bis hin zu ehrenamtlichen Tätigkeiten wie beispielsweise in Vereinen. Besonders bei chronischen Erkrankungen, Einsamkeit und psychischen Belastungen wird ein ganzheitlicher Ansatz gefördert, der das Gesundheitssystem gleichzeitig entlastet. Da die Etablierung von Social Prescribing speziell in ländlichen Gebieten noch am Anfang steht, ist das Ziel dieser Diplomarbeit den Bedarf und die Umsetzungsmöglichkeiten für Social Prescribing am Beispiel der Gemeinde Gröbming zu erheben.
Methoden
Für die Bedarfserhebung wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt, der qualitative und quantitative Methoden miteinander kombiniert. Ziel dieser Herangehensweise ist es, die Aussagekraft der Studie durch die Verknüpfung beider Ansätze zu stärken. Der Prozess folgt einem komplementären Ablauf: Zunächst wird eine quantitative Befragung unter den tätigen Ärzt*innen in Gröbming mittels einer nationalen Checkliste durchgeführt. Anschließend folgen leitfadengestützte Interviews mit relevanten Vertreter*innen der Gemeinde Gröbming zur Vertiefung. Die quantitativen Daten werden deskriptiv zusammengefasst und beschrieben, während die leitfadengestützten Interviews mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz analysiert werden.
Ergebnisse
An der quantitativen Datenerhebung haben fünf Ärzt*innen teilgenommen, für die qualitative Datenerhebung werden ebenfalls fünf relevante regionale Multiplikator*innen interviewt. Die Ergebnisse der quantitativen als auch der qualitativen Datenerhebung verdeutlichten einen klaren Bedarf für Social Prescribing in der Gemeinde Gröbming. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung von Social Prescribing-Angeboten für spezifische Bevölkerungsgruppen, insbesondere für Menschen, die von Isolation und sozialer Einsamkeit betroffen sind. Die Teilnehmenden betonen die Wichtigkeit einer vorhandenen Fachkraft mit Link Working-Funktion und bringen vielversprechende Ansätze für die Umsetzung von Social Prescribing ein. Sie zeigen jedoch auch ein Bewusstsein für potenzielle Hürden wie z.B. die Finanzierung, die bei der Realisierung überwunden werden müssen.
Diskussion
In der Diskussion wurde gezielt nach Angeboten für Menschen mit Social Prescribing-Bedarf gesucht; insbesondere nach jenen, die besonderen Belastungen wie Isolation und Einsamkeit ausgesetzt sind. Ein zentraler Aspekt ist die Frage, an welchem Standort die Fachkraft mit Link Working-Funktion optimal angesiedelt werden sollte. Neben der Möglichkeit, diese Fachkraft in einer bestehenden Praxis unterzubringen, werden realistischere Alternativen außerhalb der Praxis erörtert. Dazu zählen zentrale, niederschwellige Räumlichkeiten in der Gemeinde, wie beispielsweise ein Sozialraum, ein Generationencafé oder der alte Kindergarten. Weitere Optionen, wie eine Anbindung an die Pflegedrehscheibe Liezen oder eine Integration in Projekte wie „Gesunde Gemeinden“ oder „Community Nursing“, werden ebenfalls kritisch beleuchtet.
Schlussfolgerung
In der Marktgemeinde Gröbming besteht ein klarer Bedarf für Social Prescribing, insbesondere zur Unterstützung von Menschen, die unter Isolation und Einsamkeit leiden. Die erfolgreiche Umsetzung des Konzepts erfordert die Etablierung einer qualifizierten Fachkraft mit Link Working-Funktion, idealerweise in einer zentralen, niederschwelligen Einrichtung, um alle Praxen der Gemeinde zu entlasten und das Netzwerkmanagement effizient zu gestalten. Alternativ könnten Ansätze wie die Integration in bestehende Projekte, wie die Pflegedrehscheibe in Liezen oder Initiativen wie „Gesunde Gemeinden“ oder „Community Nursing“, verfolgt werden. Neben der Finanzierung von Fachkraft und Räumlichkeit ist es entscheidend, dass die Fachkraft das vielseitige Angebotsspektrum in Gröbming kennt, um eine passgenaue Vermittlung zu gewährleisten. So können die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung gezielt angesprochen und die psychische sowie physische Gesundheit nachhaltig verbessert werden. |