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Bibliografische Informationen
 Das Mikrobiom des Neugeborenen - Wie steril oder nicht steril kommen frühgeborene Kinder auf die Welt?  
 Hintergrund:

Das Mikrobiom spielt eine zentrale Rolle in der Gesundheit und Entwicklung von Neugeborenen, insbesondere bei Frühgeborenen, die eine höhere Anfälligkeit für Infektionen und chronische Erkrankungen aufweisen. Frühgeborene sind besonderen Herausforderungen ausgesetzt, da ihr Gastrointestinaltrakt sich in einem empfindlichen und unausgereiften Zustand befindet. Der Beginn der Besiedlung des Magendarmtraktes ist ein kritischer Zeitraum für die Entwicklung eines gesunden Mikrobioms. Ob diese Besiedlung bereits pränatal beginnt, ist Gegenstand einer großen Debatte. Denn, obwohl der gesunde Fetus und die intrauterine Umgebung Jahrzehnte lang als steril galten, scheinen neue Forschungsergebnisse das Gegenteil zu beweisen.

Ziel:

Dieser narrative Review zielt darauf ab, die aktuellen Erkenntnisse zum Mikrobiom von Frühgeborenen und Neugeborenen zusammenzufassen, die relevanten Faktoren, die dessen Entwicklung beeinflussen, zu beleuchten und die Frage zu beantworten, ob ein fetales Mikrobiom existiert. Diese Arbeit soll als aktuelles Nachschlagewerk und kompakte Zusammenfassung des derzeitigen Wissenstandes dienen.

Material und Methoden:

Für die Literaturrecherche wurden die wissenschaftliche Datenbanken PubMed, MedLine, und CINAHL verwendet. Es wurde eine Stichwortsuche durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Literatur zeigt, dass die Art der Entbindung, das Gestationsalter, die Ernährung, insbesondere das Stillen, sowie der Einsatz von Antibiotika und Probiotika, entscheidende Faktoren für die Entwicklung des Mikrobioms sind. Außerdem unterscheidet sich das Mikrobiom der termingerecht entbundenen Säuglinge von dem der frühgeborenen. Das Mikrobiom von vaginal entbundenen und gestillten Säuglingen zeigt eine höhere Präsenz von schützenden Bakterien wie Bifidobacterium und Lactobacillus im Vergleich zu Kaiserschnittgeburten und der Ernährung mit Säuglingsnahrung. Frühgeborene weisen häufig eine reduzierte mikrobielle Diversität auf, die mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie nekrotisierende Enterokolitis (NEC) assoziiert ist. Außerdem dominieren im Mikrobiom des Frühgeborenen Clostridiacae und Enterobacteriacea, währen die Anzahl der Bifidobacteria und Bacteroidetes vermindert ist. Die Existenz eines pränatalen Mikrobioms konnte nicht bewiesen werden. Der Nachweis von bakterieller DNA in fetalen und Fetus-Nahem Gewebe, wurde als Ergebnis einer Kreuzkontamination entpuppt. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass der gesunde Fetus mit Bakterien in Kontakt kommt, allerdings konnte es bislang nicht bewiesen werden. Die intrauterine Umgebung gilt also weiterhin als steril, und die Besiedlung des Fetus durch Mikroben beginnt während und nach der Geburt.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstreichen die Bedeutung einer gesunden mikrobiellen Besiedlung für die frühkindliche Entwicklung und die Prävention von Erkrankungen. Interventionsstrategien wie der gezielte Einsatz von Probiotika und optimierte Ernährungsprotokolle könnten potenziell das gesundheitliche Outcome bei Frühgeborenen verbessern. Dennoch sind weitere gut konzipierte Studien notwendig, um die langfristigen Auswirkungen der frü-hen Mikrobiomentwicklung besser zu verstehen und evidenzbasierte Empfehlungen für die klinische Praxis zu entwickeln. Die Debatte um das pränatale Mikrobiom hat noch einmal die Gefahr der Kreuzkontamination unterstrichen. Zukünftige Studien sollten angepasste und genauere Protokolle und Methoden für die Untersuchung von Proben aus der fetalen Umgebung etablieren.

 
 Mikrobiom; Frühgeborene; Neugeborene; NEC  
 
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 Neonatologie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Danci, Diandra
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Resch, Bernhard; Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Sever Yildiz, Gülsen; Dr.med.univ.