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Bibliografische Informationen
 Aorto-ösophageale Fisteln. Ein dramatisches Krankheitsbild mit vielen Facetten.  
 Einleitung: Aorto-ösophageale Fisteln (AOF) sind ein seltenes, akut lebensbedrohliches Krankheitsbild mit vielen Facetten. Sie stellen eine pathologische Verbindung zwischen der thoracalen Aorta sowie dem Ösophaguslumen dar und entsprechen rund 10 Prozent aller aorto-enteralen Fisteln. Primäre Ursachen sind Aortenaneurysmen, Tumorerkrankungen, gastroösophagealer Reflux, Ingestion von Fremdkörpern oder Trauma. Sekundäre Formen treten postinterventionell vor allem nach Radiotherapie sowie nach Aortenersatzverfahren bzw. thorakaler endovaskulärer Aortenreparatur (TEVAR) und im Gefolge lang liegender Ösophagusstents auf. In einer retrospektiven Analyse wurde ein Patientenkollektiv des Universitätsklinikums Graz mit aorto-ösophagealen Fisteln evaluiert.



Material und Methoden: Es wurden alle zwischen 2000 und 2023 an der Klinischen Abteilung für Thorax- und Hyperbare Chirurgie der Universitätsklinik Graz behandelten aorto-ösophagealen Fisteln analysiert. Neben biometrischen Daten wurden die Ätiologie der AOF mit Zuordnung in primäre oder sekundäre Form, Symptomatik, Diagnostik, Therapie, Hospitalisierungsdauer und Outcome ermittelt. Die Fallrekrutierung erfolgte mit Hilfe des elektronischen Krankenhausinformationssystems „Medocs. Die gewonnenen Daten wurden mit der internationalen Literatur in Kontext gesetzt.



Ergebnisse: Im angegebenen Zeitraum wurden 7 Personen (4 Männer und 3 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 60,14 Jahre (48-79) identifiziert. Es lagen eine primäre und sechs sekundäre aorto-ösophageale Fisteln vor. Primäre Ursache war eine mykotische Infektion. Sekundäre Ursachen umfassten Aortenstenting, Ösophagusstenting sowie postoperative Komplikationen nach Upside-down Magen-Korrektur, Fundoplicatio und Resektion eines Adenokarzinoms am ösophagogastralen Übergang. Bei 5 der 7 Fälle wurde initial eine ÖGD durchgeführt; einmal war das Resultat unauffällig, einmal war die Endoskopie technisch nur eingeschränkt durchführbar und dreimal wurden Auffälligkeiten des Ösophagus beschrieben, die jedoch nicht eindeutig zuordenbar waren. Von sechs CT-Untersuchungen waren zwei hinsichtlich der suspizierten aorto-ösophagealen Fistel negativ. Eine Patientin musste angesichts ihrer lebensbedrohlichen Situation unmittelbar nach Zutransfer einer Notfallsoperation unterzogen werden. Als akutes Bridging bis zu weiteren chirurgischen Maßnahmen wurden in 2 Fällen ein Ösophagus- in fünf ein Aortenstent und bei einem Patienten eine Sengstaken-Blakemore Sonde implantiert. Zur definitiven Korrektur erfolgte in einem Fall die Direktnaht des Ösophagus mittels Fortlaufnaht und die Deckung durch Fundoplikat. Sechsmal wurde eine Ösophagektomie vorgenommen, wobei in 4 Fällen die Rekonstruktion durch Magenhochzug nach zervikal und in einem Fall durch ein Coloninterponat erfolgte. Die Aorta wurde in 2 Fällen durch Interponat rekonstruiert, viermal war das Stenting ausreichend. Bei einer hochgradig kompromittierten Patientin waren weder aortales Stenting noch Rekonstruktion des Ösophagus möglich. 5 Personen (=71%) überlebten, 2 Patientinnen (29%) verstarben. Die Überlebenden befanden sich im Schnitt 66,8 Tage in stationärer Behandlung.



Fazit: Die AOF ist eine sehr seltene, lebensbedrohliche Erkrankung, deren Mortalität in der Literatur mit 25-78% angegeben wird. Die Anzahl der sekundären Form wird international aufgrund der steigenden Anwendung endovaskulärer Interventionen an der Aorta als steigend beschrieben. Diagnostische Mittel der Wahl sind die Ösophagogastroskopie und die Computertomographie, die jedoch nicht uneingeschränkt aussagekräftig sind. Die empfohlene Therapiestrategie besteht zunächst aus Bridging mittels Ösophagus- und /oder Aortenstenting an der Perforationsstelle zur Stabilisierung, gefolgt von einer radikal chirurgischen Behandlung der Speiseröhre und wenn nötig auch der Aorta.  
 Aorto-ösophageale Fistel  
 
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 Thorax- und Hyperbare Chirurgie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Schneider, Rupert
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Chirurgie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Smolle-Juettner, Freyja-Maria; Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Mykoliuk, Iurii; Univ. FA Dr.med.