| Einleitung: Brustkrebs gehört zu den am weitesten verbreiteten Krankheiten in Europa und stellt den größten Anteil der bösartigen Erkrankungen der Frau dar. Die einzige kurative Therapie ist die chirurgische Resektion des entarteten Gewebes, die oft durch eine Bestrahlung oder Chemotherapie ergänzt wird. Bei ca. ca. 40% der Brustkrebspatientinnen kann keine brusterhaltende Therapie, sondern nur eine vollständige Resektion des Brustdrüsengewebes (subkutane Mastektomie) durchgeführt werden. Vor allem für diese Patientinnengruppe ist die durch die Erkrankung und Therapie verursachte psychologische und körperliche Belastung oft enorm, und auch nach erfolgreicher Behandlung kann das Fehlen der Brust erhebliche negative psychosoziale Effekte haben. Die plastisch-chirurgische Rekonstruktion der Brust ist daher eine Möglichkeit, den Betroffenen wieder zu mehr Selbstvertrauen und weiblicher Identifikation zu verhelfen. Die Techniken der Brustrekonstruktion sind vielfältig und reichen vom Einsatz von Implantaten bis hin zur Transplantation von Eigengewebe. Bei Letzterem gilt der sogenannte DIEP-Lappen (deep inferior epigastric perforator flap) als aktueller Goldstandard. Dabei wird überschüssiges Haut- und Fettgewebe vom Bauch an die Brust mikrochirurgisch transferiert, um dort für eine natürliche und ästhetische Projektion zu sorgen. Eine große Rolle spielen dabei die sogenannten Perforator-Gefäße, die das Lappengewebe zu versorgen. Um Komplikationen zu minimieren und ein optimales Ergebnis garantieren zu können, ist es für die behandelnden Chirurginnen und Chirurgen unabdingbar, die individuelle Gefäßanatomie sowie die dominanten Perforator-Gefäße der Patientin präoperativ exakt zu evaluieren. Hierfür gilt die CT-Angiographie als aktueller Goldstandard. Allerdings ist diese Methode invasiv, aufwendig und kann in vielen Fällen aufgrund von Vorerkrankungen nicht durchgeführt werden. Oftmals wird als Ergänzung zu dieser Technik der Stift-Doppler zur direkten Evaluierung an der Patientin eingesetzt, welcher allerdings keine visuelle Darstellung der Gefäße ermöglicht. Im Rahmen dieser Arbeit wurden drei nicht-invasive und für den menschlichen Körper unschädliche Bildgebungsverfahren getestet, um mögliche Ergänzungen oder Alternativen für die oben genannten Verfahren zu evaluieren. Die eingesetzten Techniken umfassen die Bildgebung mittels Wärmebildkamera, Hyperspektralkamera sowie eines Laser-Doppler-Systems. Methodik: Das vorliegende klinische Pilotprojekt wurde an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Graz durchgeführt. An insgesamt 18 ProbandInnen wurden nach je 20-minütiger Kühlung des Bauches jeweils alle drei Technologien hinsichtlich einer möglichen Perforatordetektion getestet und die Resultate mit Referenzperforatoren, die mittels Stift-Doppler eruiert wurden, verglichen. Zusätzlich wurden körperliche Charakteristika wie Alter, Geschlecht, BMI und Bauchumfang erhoben. Die Ergebnisse wurden statistisch ausgewertet. Ergebnisse: Mit einer Sensitivität von 92,59 % erzielte die Wärmebildkamera die höchste Detektionsrate, gefolgt von der Hyperspektralkamera mit 25,93 %. Mittels Laser-Doppler-System konnte kein Perforator detektiert werden, was somit eine Sensitivität von 0% ergab. Unabhängig von der angewendeten Technologie zeigten sich keine Korrelationen der Detektionsraten mit Alter, Geschlecht, BMI oder Bauchumfang. Diskussion/Schlussfolgerung: Von den evaluierten Geräten konnte nur die Wärmebildkamera eine zufriedenstellende Detektionsrate erreichen. Da die Wärmebildkamera nicht nur praktikabel und handlich, sondern auch kostengünstig ist, kann diese Technologie hervorragend im klinischen Alltag als Ergänzung in der präoperativen Perforatordetektion eingesetzt werden. Um das volle Potential von Wärmebildkameras zur Perforatordetektion zu evaluieren, sind Folgestudien mit größeren Patientenkohorten von größter Wichtigkeit. |