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Bibliografische Informationen
 Die minimalinvasive Behandlung der Trikuspidalinsuffizienz mit dem Cardioband System  
 Hintergrund und Ziele: Die Trikuspidalinsuffizienz, als ein in der alternden Bevölkerung häufig vorkommendes Erkrankungsbild mit hoher Morbidität und Mortalität sowie steigender Prävalenz, stellt das Gesundheitssystem zukünftig vor neue Herausforderungen. Hohes Alter, Komorbiditäten sowie ein vorangeschrittener Krankheitsverlauf bei oftmals spätem Diagnosezeitpunkt limitieren die isolierte chirurgische Therapie, sodass diese häufig nur im Rahmen kombinierter Operationsverfahren (z.B. bei gleichzeitiger Bypass-Operation) Anwendung findet. Lange Zeit stellte daher die alleinige symptomatische medikamentöse Behandlung bei höhergradiger isolierter sekundärer Trikuspidalinsuffizienz, trotz schlechtem Outcome, die einzige Therapieoption dar. Neue Möglichkeiten bietet der interventionelle Therapieansatz, wobei bereits mehrere Device-Systeme Anwendung finden, insbesondere der Transcatheter-Edge-to-Edge-Repair (TEER). Der zentrale Pathomechanismus der funktionellen oder sekundären Trikuspidalinsuffizienz ist die Dilatation des Klappenannulus. Als katheterbasiertes Verfahren zielt deshalb das Cardioband-System, ähnlich der chirurgischen Annuloplastie, auf eine Raffung des Klappenringes, und somit Verringerung des Annulusdurchmessers, ab. Gegenstand dieser Arbeit war, die Sicherheit und Effektivität des Cardioband-Systems innerhalb eines ausgewählten Patientenkollektives zu evaluieren.



Methoden: Es erfolgte die retrospektive Datenerhebung auf die openMedocs-archivierten Patientenakten sowie Herzkatheter- und echokardiographischen Untersuchungen. Die Population dieser kleinen Pilot-Studie umfasste dabei vier PatientInnen, welche an der klinischen Abteilung für Kardiologie des LKH Universitätsklinikum Graz im Zeitraum von August 2023 bis April 2025 eine Cardioband-Implantation, bei höhergradiger sek. TI, erhielten. Die statistische Auswertung erfolgte mittels t-Test für gepaarte Stichproben, wobei ein Vergleich zwischen der Baseline und den Kontrollzeitpunkten erfolgte.



Ergebnisse: Drei der n=4 PatientInnen waren Frauen (75%), das Durchschnittsalter lag bei 81±1 Jahren. Alle ProbandInnen wiesen eine, nach Hahn/Zamorano, mindestens schwere ( ≥ III/V) funktionelle TI auf. Die mittels TRI-Score kalkulierte Krankenhausmortalität für eine isolierte chirurgische Therapie ergab ein intermediäres bis hohes Risiko. Infolgedessen entschied das interdisziplinäre Heart Team gegen einen operativen Trikuspidalklappen-Repair und für die katheterbasierte Annuloplastie. In der technischen Umsetzbarkeit erwies sich das Verfahren zwar als komplex, jedoch äußerst sicher. In einem Fall kam es postinterventionell zu einer akut auf chronischen Niereninsuffizienz bei bereits vorbestehendem präterminalem Nierenversagen. Weitere schwerwiegende Komplikationen wurden nicht beobachtet (0% für Mortalität, Schlaganfall, Myokardinfarkt, Schrittmacherpflichtigkeit oder schwere Blutungen). In allen Fällen gelang eine signifikante intraprozedurale Reduktion des Annulusdiameters (12 ± 3,4 mm) sowie des Insuffizienzgrades (4/4 um mindestens >1 Schweregrad). Die Effektivität im Langzeitverlauf ergab bei 2/4 PatientInnen innerhalb des Beobachtungszeitraums eine stabile Verbesserung der Trikuspidalinsuffizienz. In den restlichen 2 Fällen war zusätzlich ein TEER (TriClip) notwendig bzw. von vornherein geplant.



Schlussfolgerung: Das minimal-invasive Cardioband-System erwies sich in seiner Anwendung als sehr sicher und im kurzfristigen Beobachtungszeitraum effektiv. Tendenziell positive Langzeitverläufe konnten bei der Hälfte der PatientInnen beobachtet werden. Zur verlässlicheren Beurteilung, welches Patientenkollektiv von einer isolierten Annuloplastie profitiert, bei wem primär eine kombinierte Strategie sinnvoll sein könnte und anhand welcher (echokardiographischer) Parameter diese Gruppen identifiziert werden können, ist Gegenstand aktueller Studien mit größeren und damit aussagekräftigeren Patientenzahlen.

 
 Trikuspidalinsuffizienz, Cardioband Tricuspid Valve Reconstruction System, TRI-Score, Mortalität, Hospitalisierung  
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Kulik, Jessica
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Schmidt, Albrecht; Priv.-Doz. Dr.med.
  Gollmer, Johannes; Univ. FA Dr.med.