| Ziel dieser Diplomarbeit ist das Verfassen eines Fallberichts über eine Betroffene mit einer Mutation im COL1A1-Gen. Dieses Gen kodiert zusammen mit COL1A2 für das extrazelluläre Matrixprotein Kollagen I. Mutationen in COL1A1 und COL1A2 verursachen eine Reihe unterschiedlicher Bindegewebserkrankungen, allen voran die Osteogenesis imperfecta (OI) und das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS). Aufgrund des breiten Spektrums an möglichen resultierenden Phänotypen und oft nicht eindeutig zuordenbaren Symptomen ist eine Diagnosestellung anhand klinischer Merkmale oftmals erschwert. In den letzten Jahren wurde durch einzelne Publikationen eine neue Entität, die „combined Osteogenesis imperfecta and Ehlers-Danlos syndrome 1 and 2” (COL1-related overlap disorder, C1ROD) beschrieben, was die Komplexität der Charakterisierung und Beschreibung dieser Erkrankungsbilder verdeutlicht. Im Rahmen dieser Arbeit wird eine systematische Literaturrecherche in PubMed mit dem Fokus COL1-bedingter Bindegewebserkrankungen durchgeführt. Der Fallbericht wird in das Spektrum der vorhandenen klinischen Beschreibungen eingeordnet, bzw. ihnen gegenübergestellt. Nach Abschluss der Arbeit wird der Fallbericht weiter adaptiert um ihn als Publikation einzureichen.
Methoden Die systematische Literaturrecherche wurde in PubMed durchgeführt. Die klinische Darstellung der 33-jährigen Betroffenen mit Symptomen sowohl einer OI als auch eines EDS basiert auf der medizinischen Vorgeschichte, Röntgenbildern, der Beschreibung der phänotypischen Auffälligkeiten und den Ergebnissen der molekulargenetischen Untersuchungen. Die genetischen Daten umfassen die Ergebnisse einer Whole-Exom Sequenzierung, welche nach dem Einverständnis der Patientin durchgeführt wurde.
Ergebnisse Durch die klinische Beurteilung einer Betroffenen mit Kleinwuchs, Hypermobilität von Gelenken, Subluxationen und ausgeprägten fazialen Auffälligkeiten, konnte keine eindeutige Diagnose gestellt werden. Mittels Exom-Analyse wurde eine zuvor in der Literatur noch nicht beschriebene Variante (NM_000088.3: c.2885G>T) im COL1A1-Gen identifiziert. Diese wurde in den elterlichen Blutproben nicht gefunden, weshalb die Variante als de-novo klassifiziert wurde. Die retrograde Phänotypisierung nach Erhalt der genetischen Resultate ist zum Teil mit Symptomen einer OI, als auch mit EDS-spezifischen Auffälligkeiten vereinbar, und die Diagnose einer C1ROD konnte molekulargenetisch gestellt werden.
Conclusio In der Vergangenheit existierten mehrere Versuche COL1-assoziierter Auffälligkeiten als abgrenzte Krankheitsentitäten zu definieren. Fallberichte wie dieser zeigen die mögliche Bandbreite an klinischen Auffälligkeiten in Zusammenhang mit COL1A1-Varianten und bestätigen die Sinnhaftigkeit der neu definierten Entität C1ROD. Der Fallbericht zeigt auch, dass in manchen Fällen eine Diagnose molekulargenetisch gestellt werden muss, da der Phänotyp nicht den klassischen Beschreibungen in der Literatur etablierter Krankheitsentitäten entspricht. |