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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Evaluierung des diagnostischen Potentials der MRT in der Differenzierung von traumatischen und degenerativen Läsionen des Schultergelenks mit Schwerpunkt auf die Ansatzsehnen der Rotatorenmanschette  
 Einleitung

Rotatorenmanschettenläsionen stellen eine der häufigsten Pathologien des Schultergelenks dar und können sowohl traumatischen als auch degenerativen Ursprungs sein. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung zwischen diesen beiden Entitäten ist essenziell für die therapeutische Entscheidungsfindung. Ziel der vorliegenden Studie war es, das diagnostische Potenzial der MRT hinsichtlich der Unterscheidung zwischen traumatischen und degenerativen Rotatorenmanschettenläsionen zu evaluieren und additive bildmorphologische Parameter zu den bereits etablierten zu identifizieren.

Methoden

Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden 77 Patient*innen eingeschlossen, bei welchen aufgrund eines Schultertraumas eine MRT-Untersuchung des Schultergelenks innerhalb dreier Monate durchgeführt wurde. Zur Festlegung, ob eine detektierte Rotatorenmanschettenläsion auf eine traumatische oder degenerative Genese zurückzuführen ist, wurden etablierte Kriterien herangezogen und folglich der Goldstandard festgelegt. MRT-Merkmale, die für den Goldstandard „Traumatisch“ herangezogen wurden, waren (1) ein am Tuberculum majus verbliebener Sehnenstumpf oder ein welliger, fransig aufgetriebener Sehnenstumpf und/oder (2) ein vorhandenes Ödem in der Sehne oder im entsprechenden Muskel. Folgende Merkmale definierten den Goldstandard „Degenerativ“: (1) Das Fehlen der traumatischen Zeichen, (2) eine fettige Degeneration des Muskels sowie (3) eine akromiohumerale Distanz von < 7 mm. Die Inzidenzen weitere systematisch erfasster MRT-Merkmale wurden in beiden Gruppen verglichen, um weitere MRT-Merkmale zu definieren, die eher für eine traumatische oder eher für eine degenerative Genese sprechen.

Ergebnisse

Ein statistisch signifikanter Zusammenhang (p= 0,029) konnte zwischen degenerativen Läsionen der Supraspinatussehne und einem höheren Retraktionsgrad nach Patte im Vergleich zu traumatischen Läsionen nachgewiesen werden. Ein Erguss entlang der Ansatzsehne des M. supraspinatus sowie des M. subscapularis sprachen mit statistischer Signifikanz (p < 0,001) für eine traumatische Genese der Sehnenläsion. Zudem waren traumatische Läsionen signifikant häufiger mit ausgeprägten Glenohumeralgelenksergüssen assoziiert (p = 0,011 für M. infraspinatus, p = 0,002 für M. subscapularis). Außerdem gingen traumatische Sehnenläsionen signifikant häufiger mit hochgradigen subakromialen Ergüssen einher (M. subscapularis: 33,3% vs. 5%, p = 0,028; M. supraspinatus: 31,3% vs. 6%, p = 0,015). Rupturen des glenohumeralen Bandapparates waren signifikant häufiger mit traumatischen Läsionen der Subscapularissehne assoziiert (p = 0,002). Weiters konnte festgestellt werden, dass traumatische Läsionen der Supraspinatussehne signifikant häufiger mit einem Knochenmarködem am Tuberculum majus assoziiert waren (p = 0,027) und traumatische Läsionen der Subscapularissehne signifikant häufiger mit einem Knochenmarködem am Humeruskopf (p = 0,049).



Schlussfolgerung

Anhand des vordefinierten Goldstandards konnten zusätzliche Bildgebungsparameter identifiziert werden, die die diagnostische Entscheidungsfindung mittels MRT gezielt unterstützen können.

Ein erhöhter Retraktionsgrad nach Patte spricht klar für eine degenerative Genese einer Supraspinatussehnenläsion. Hingegen für eine traumatische Ursache spricht ein peritendinöser Erguss; ein hochgradiger subakromialer Erguss; ein hochgradiger glenohumeraler Erguss; ein Knochenmarködem am Tuberculum majus oder am Humeruskopf und/oder eine begleitende Verletzung des glenohumeralen Bandapparates.

Trotz dieser Differenzierungsmöglichkeiten bleibt die Ätiologie in vielen Fällen komplex, weshalb eine ganzheitliche, multidimensionale Befundinterpretation erforderlich ist. Künftige prospektive Studien mit größeren Fallzahlen könnten die diagnostische Genauigkeit weiter erhöhen und somit zur weiteren Verbesserung der klinischen Entscheidungsprozesse beitragen.   
 MRT Schultergelenk Rotatorenmanschettenläsion Traumatisch Degenerativ  
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Schütz, Felix
Betreuende Einrichtung / Studium
  Medizinische Universität Graz
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Schoellnast, Helmut; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. MBA
  Tillich, Manfred; Univ.-Prof. Dr.med.univ.