| Hintergrund
Medizinische Fehler, wie zum Beispiel Fehler bei injizierbaren Medikamenten, sind im Gesundheitswesen häufig. Besonders bei Kindernotfällen können Stress und mangelnde Erfahrung des Gesundheitspersonals zu Dosierungsfehlern und Ge-fährdung von Patientinnen und Patienten führen. Zur Fehlerreduktion wurde 2019 die Dosierungshilfe „Kindersicher Österreich“ als Medizinprodukt in Österreich auf den Markt gebracht. Die vorliegende Studie untersuchte den Einfluss ihres Einsat-zes auf Fehldosierungen, Vorbereitungszeit und subjektiven Stress während pädi-atrischer Simulationen.
Methodik
In dem Zeitraum von April 2021 bis März 2022 wurde während pädiatrischen Not-fallkursen von „Emergency Pediatric Care Austria“ (EPC), der Einfluss der Verwen-dung einer Dosierungshilfe („Kindersicher Österreich“) auf die erbrachte Leistung von Teilnehmenden aus dem österreichischen Gesundheitswesen (Sanitäter:innen, Pflegepersonal, ärztliches Personal), während einer pädiatrischen Simulation un-tersucht.
Dies wurde unter randomisiert-kontrollierten Bedingungen mit einer Interventions-gruppe (Verwendung der Dosierungshilfe) sowie einer Kontrollgruppe (ohne Ver-wendung der Dosierungshilfe) durchgeführt. Es wurden Vorbereitungszeit der Me-dikamente, Abweichung von der korrekten Dosierung und der subjektive Stress der
Teilnehmenden gemessen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 144 Teilnehmende in die Studie eingeschlossen (Interventions-gruppe n = 74, Kontrollgruppe n = 70). Beide Gruppen hatten ähnliche demografi-sche Verteilungen.
Während die Interventionsgruppe in Praxisbeispiel 1 (Kinderreanimation) signifikant mehr Zeit für die Vorbereitung der Medikamente benötigte (148,5 Sekunden vs. 121,5 Sekunden, p = 0,005), zeigte sich bei Praxisbeispiel 2 (anaphylaktischer Schock) kein signifikanter Unterschied in der benötigten Vorbereitungszeit
(p = 0,845).
Bei dem Praxisbeispiel 1 lag die prozentuale Abweichung von der korrekten Dosie-rung von L-Adrenalin in der Interventionsgruppe im Mittel bei -2 % (-90 % bis 100 %), während sie in der Kontrollgruppe bei 25,25 % (-86,39 % bis 238,89 %) lag
(p = 0,007). Wurde Suprarenin vorbereitet, lag die Abweichung der Interventions-gruppe im Mittel bei 46,11 % (-5,89 % bis 223,53 %) und in der Kontrollgruppe bei 413,77 % (-27,78 % bis 4288,89 %).
Bei Amiodaron lag die prozentuale Abweichung von der korrekten Dosis in der In-terventionsgruppe im Median bei 0 % (Q1 -3,40 %; Q3 0 %), während sie in der Kontrollgruppe bei 5,56 % (Q1 -41,56 %; Q3 16,67 %) lag (p = 0,076).
Die prozentuale Abweichung von der korrekten Dosis beim anaphylaktischen Schock betrug in der Interventionsgruppe für Suprarenin im Mittel 0 % (Q1 0 %; Q3 0 %), während sie in der Kontrollgruppe bei 66,67 % (Q1 -16,67 %; Q3 72,22 %) lag (p < 0,001). Bei Diphenhydramin betrug die Abweichung in der Interventionsgruppe im Median 0 % (Q1 0 %; Q3 0 %), während sie in der Kontrollgruppe bei -16,67 % (Q1 -52,92 %; Q3 66,67 %) lag (p = 0,46).
Die weitere Analyse des NASA Task-Load-Index Fragebogens deutete darauf hin, dass die Teilnehmenden der Interventionsgruppe eine geringere geistige Anforde-rung, weniger Anstrengung und Frustration erlebten als die Kontrollgruppe.
Die subjektive Bewertung der Dosierungshilfe war insgesamt positiv, die Mehrheit der Teilnehmer gab an, dass sie ihnen bei der Vermeidung von Dosierungsfehlern half und ihre Stressbelastung reduzierte.
Schlussfolgerung
Medikationsfehler bei Kindernotfällen stellen eine häufige und folgenschwere Komplikation dar. Die Nutzung der Dosierungshilfe „Kindersicher Österreich“ kann Fehler reduzieren und den Stress für das Personal mindern, was zu einer besserer Versorgung von pädiatrischen Patientinnen und Patienten führt. Standardisierte Trainings sowie der Einsatz solcher Hilfsmittel sind essentiell für ein verbessertes Patientinnen und Patienten Outcome.
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